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historische Methode, wie sie sich aus der Bearbeitung der Biographie des Mainzer Erzbischofs Lull erkennen liess, und seine Darstellung in Bezug auf Styl und Sprache[1]. Im Folgenden beabsichtige ich auf den Umfang und die Art seiner Combinationen einzugehen, um dann die Frage aufzuwerfen, wie gross die Befähigung Lambert’s war, die ihm zugetragenen Begebenheiten ihrem innersten Kern nach zu beurtheilen, sie ihrer wahren Bedeutung nach zu verstehen. Hierbei werden wir besonders die Einwirkung seiner Umgebung auf seine politische Auffassung zu berücksichtigen haben. Das Verhältniss unseres Autors zu dem Carmen de bello Saxonico muss ferner erörtert werden, da wir in der Thatsache, dass das Gedicht als eine Quelle der Annalen erscheint, ein wichtiges Hilfsmittel der Kritik erhalten. Der Schluss der Abhandlung soll eine Nutzanwendung der gewonnenen Resultate an einigen wichtigen Nachrichten geben.

    dass er an beide Berichte mit denselben Voraussetzungen herantritt, in dem weiter unten anzuführenden typischen Elemente zu sehen.

  1. Eine eingehende Untersuchung ergab, dass er
    I. eine gewisse Gewandtheit in der Verwendung der ihm zu Gebote stehenden sprachlichen Mittel besitzt, dass
    II. dieselben aber nicht reichlich sind, was sich in doppelter Weise bemerklich macht, nämlich einmal
    III. in der häufigen Wiederholung derselben Redewendungen und Gedankenverbindungen, und dann
    IV. in dem typischen Elemente, d. h. in der schematischen Ausgestaltung einer grossen Anzahl von Vorgängen, wie Verschwörungen, Versammlungen, von Ansichten über Fürsten und deren Beziehungen zu ihrer Umgebung u. s. w.
    V. Von phantasievollem Schwunge seiner Erzählung kann nicht die Rede sein, man ist im Gegentheil berechtigt, seine Darstellung monoton, wort- und gedankenarm zu nennen. Reinh. Kubo (Beiträge zur Kritik Lambert’s von Hersfeld. Hallenser Diss. 1890) weist auf Aehnliches hin, doch hat er es nicht verstanden, diese Erscheinung zu einem wirksamen Kriterium zu gestalten. Für seine Bemerkung (p. 55): „Wir müssen demnach annehmen, dass unser Autor – – – auch über derartige Ereignisse (bei denen eben eine „formelhafte Darstellung“ vorhanden ist) nur ganz oberflächlich unterrichtet war“, hat er keine Beweise zu erbringen gewusst. Meine von Kubo unabhängige Untersuchung führt in vielen Fällen den Beweis, dass sich nahezu bei allen Nachrichten, die eine Beeinflussung durch das typische Element erkennen liessen, auch eine völlig mangelhafte Kenntniss ergab. Man vergleiche Diss. p. 62. 67. Für unsere Betrachtung ist dies von hervorragender Bedeutung. – Kubo beruft sich auf Bresslau, was dieser aber N. Archiv XVI p. 210 als unberechtigt abweist.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_303.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2023)