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Rath die Sache bedenken und dem Kaiser rathen, durch welche Mittel Friede und Einigkeit im Reich erhalten und verhindert werden könne, dass die Religion in weiteren Abfall komme[1].

Man sieht, Held tritt hier sehr versöhnlich auf, aber doch nicht mehr, als es seine Absicht, Nürnberg noch weiter von den Schmalkaldenern zu trennen, erforderte; von den eigenthümlichen Gedanken der geheimen Instruction ist keine Spur wahrzunehmen.

Man weiss, wie es dann auf dem Tage zu Schmalkalden, wo Held den Protestanten die Wünsche des Kaisers namentlich in Betreff der Beschickung des Concils vortrug, zu einem scharfen Zusammenstoss zwischen dem Vicekanzler und den Schmalkaldenern gekommen ist. In dem ausführlichen Berichte, den Held am 5. März über seine Verhandlungen an König Ferdinand erstattete[2], beklagte er es, dass er, während er vom Kaiser Auftrag gehabt habe, mit den einzelnen Fürsten zu verhandeln, in die Nothwendigkeit gekommen sei, zu der Gesammtheit der Protestanten zu reden. Das war ja in der That für ihn sehr ungünstig. Zu irgend einer Verständigung mit ihnen zu gelangen, erklärte er für ganz unmöglich, da sie auf nichts geringeres ausgingen, als die ganze Welt lutherisch zu machen. Obwohl er sie aber so vollkommen verhärtet gefunden, habe er doch mit Rücksicht auf die gefährlichen Zeiten einen Bruch vermieden und dem Kaiser weitere Entscheidung vorbehalten. Ehe er vor den versammelten Ständen auftrat, hatte er eine lange Unterredung mit dem Kurfürsten von Sachsen. Er drückte ihm das besondere Wohlwollen des Kaisers aus, der wohl wisse, dass der Kurfürst für seine Person friedfertig und zur Erhaltung der Ruhe geneigt sei; um das gute Einvernehmen mit ihm zu befestigen,

  1. Siehe die aktenmässige Darstellung in Heide’s Aufsatz „Nürnberg und die Mission des Vicekanzlers Held“ in den Mittheilungen des Vereins für Geschichte Nürnbergs. Desselben Gelehrten Aufsatz „Die Verhandlungen des kaiserlichen Vicekanzlers Held mit den Deutschen Ständen“ (Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, Band 102 S. 713 ff.) hat einige Punkte der vorliegenden Untersuchung bereits gegen frühere Auffassungen richtig gestellt, im Betreff der Entstehung des katholischen Bundes aber mancherlei Irriges gesagt, da ihm das nöthige Material fehlte.
  2. Wiener Archiv, wo auch die sämmtliche in diesem Aufsatz benützte Correspondenz Karl’s V. mit seinem Bruder. Dem Berichte Held’s waren die in Lanz, Staatspapiere zur Geschichte Karl’s V. S. 231 ff. abgedruckten Stücke als Beilagen zugefügt.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_280.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)