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Gründen zu erzielende Verstandes- und Gesinnungsbildung wird dadurch ganz von selbst gewonnen“.

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Die Thesen über „Stoff“ und „Methode“ lehnen die sog. regressive Methode stillschweigend ab; dieselbe musste aber in der Debatte einer desto ausgedehnteren Besprechung unterzogen werden. Sie fand zahlreiche, entschiedene Gegner, aber auch einen eifrigen Vertheidiger in Oberl. Dr. Rethwisch, der sich auf seine günstigen, am K. Wilhelms-Gymn. in Berlin gemachten Erfahrungen berief.

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Die letzte These von Prof. Götz empfahl, allerdings nur für die oberen Classen, ein in den Händen der Schüler befindliches Quellenbuch als Hilfsmittel für den Geschichtsunterricht. Aus der neueren Literatur wären hierherzuziehen M. Schilling’s Quellenbuch z. G. d. Neuzeit (Bibl. 581), mit der ergänzenden Schrift desselben Verf. Quellenlectüre u. G.-Unterricht (Bibl. Nr. 30), Blume Quellensätze z. G. unseres Volkes (Bibl. 1541), zu vergleichen etwa noch Ludwig’s Quellenbuch zur Kirchen-G. Mangel an Raum nöthigt uns aber, eine Besprechung der Frage histor. Quellenlectüre in den Schulen und der einschlägigen Literatur zurückzustellen.

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Passend reihte sich an die Ausführungen des Prof. Götz ein Vortrag von Realschulrector Dr. J. B. Krallinger, dessen Thema die „Geschtl. Heimatskde. an Mittelschulen“ bildete. Kr. setzte an Stelle des zeitlich Nahen das räumlich Nächstliegende und zeigte, wieviel gutes Material für intensiven Betrieb der geschtl. Kunde von der Heimat (des Schulortes und seiner Umgebung) meist unbenutzt liegen bleibt und wie neben dem gewöhnlichen Unterrichte ohne Erhöhung der Wochenstunden dieses Material verarbeitet werden kann: durch Besichtigung einheimischer Denkmäler unter Leitung der Lehrer, geschtl. Excursionen und bildliche Darstellungen. Zur Vertiefung seiner eigenen Kenntnisse wäre dem Lehrer zu empfehlen, auch den archivalen Quellen der Orts-G. nachzugehen.

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Seit wir im letzten Heft des 4. Jahrgangs die in Preussen geplante Reform des Geschichtsunterrichts besprachen, sind einige Schritte zur Verwirklichung derselben geschehen. Zunächst erschien von den „Ergänzungen zum Seminar-Lesebuche“, welche auf die historische und volkswirthschaftliche Bildung der Volksschullehrer und indirect also auf den Geschichtsunterricht der Volksschule einwirken sollen, das 1. Heft „Vaterländisches“ (Berlin, Hertz. 141 p.). Dasselbe ist in der That nicht etwa ein Lehrbuch, sondern ein blosses „Lesebuch“ stark erbaulicher Tendenz im Preussisch-royalistischen Sinne. Die 42 Nummern beziehen sich fast alle auf Preussens neuere und neueste Geschichte, besonders den Grossen Kurfürsten, Friedrich d. Gr., die Zeit der Napoleon. Kriege und die Wiedererrichtung des Reichs. Zwischen den Prosastücken stehen auch einige Gedichte, und das „Verzeichniss der benutzten Schriften“ weist in seinen 45 Nummern neben wissenschaftlichen Büchern auch rein populäre Literatur (z. B. einen Artikel der „Gartenlaube“) auf.

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Nicht viel besser steht es mit einer zweiten Schrift, welche die Reform auf einem anderen Gebiete einleitet, dem Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Karl d. Gr., für die

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_191.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2023)