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Ac. 29XI90, 505, bemerkt dagegen, dass nach Skeat’s Theorie die Entstehung nur bis frühestens 700 hinaufdatirt, während Futhork um 400 vorkomme auf der Broche von Charnay, dem Bracteaten von Vadstena und dem Schwert aus der Themse. Das Futhork entwickle sich vielmehr allmählich aus dem Griech. [?] Alphabet. Skeat antwortet Ac. 6XII90, 530: Die Zeit der Charnay-Broche sei nicht sicher. Auch könne das Engl. Paternoster als Zauberformel schon von einem noch heidnischen Angeln auf dem Festland aufgezeichnet sein [?], wie denn die Angeln Lateinische Wörter („Wein, Weich[bild], Wall, Pein, Meile“ und vielleicht „Strasse“) schon mit nach England brachten; das Alphabet müsse einen magischen Sinn bergen; sonst hätte man es nicht eingeritzt. [? s. DZG V, 452 u. Auch Wg. Smith (Ac. 20XII90, 594) bemerkt „superstitious use of the alphabet“ auf einem Stein mit Röm. Lettern von etwa 600 in Kerry.] – H. Bradley, Ac. 13XII90, 566, widerlegt Skeat: die angenommene Uebersetzung ist unwahrscheinlich; und wie konnte ein Heide sie kennen, schreiben, magisch anwenden und dem Norden aufdrängen? – In England scheint unbekannt F. Losch, Zur Runenlehre, Germ. 34, 397. L. meint, Wimmer lege die Ableitung der meisten Runen aus dem Latein. einleuchtend dar. Aber nicht daher stammen die ebenfalls Runen heissenden, älteren, analphabet., mystischen Zeichen, nicht für Laute, sondern für Begriffe. Diese seien benutzt zur Losung und angeordnet in drei Reihen, deren erste „Glück, Unglück, Ruhm“ bedeute. Die letzte Rune binde den Sinn des ganzen Futhork, so dass dieses Glück verheisse[?]. – E. Sievers: Die Runen (in Paul, Grundriss Germ. Phil. 1, 1889, 238) seien am besten von Wimmer erklärt. Pangermanisch, aus Lateinischem Alphabet entstanden, wandern sie mit Angelsachsen nach Britannien. „Run“ heisst collectiv Zauberschrift, erst nachher Geheimniss, Rath. Da man die eingeritzten Zeichen farbig malte, erhielt „teafor = Zauber“ den Sinn Röthel. „Bok“ (Holztafel, Stab, Urkunde) kommt nicht von Buche; Schott. „Keevil“ (Loosholz) ist Nord. Lehnwort. Angelsächs. Lautwandel erklärt die Umänderung der Engl. Runen; sie werden auf der Tafel in Reihe 9 ff. abgebildet. Alle Engl. Runen datiren nach 700, ausser der Goldmünze DZG II, 201. – W. Arndt, Latein. Schrift (ebd. 261), behandelt die von päpstlichen Missionaren zu den Angelsachsen gebrachte Halbunziale (die später zur Angelsächs. Minuskel umgebildet ward). Angelsächs. Halbunziale ward in Alcuin’s Schreibschule zu St. Martin in Tours bis zum 9. Jahrh. geschrieben. Sie förderte die Ausbildung der Karoling. Minuskel um 820 und vielleicht früher. Scriptura Scotica heisst auch Angelsächs. Schrift auf dem Festland. – Ders. tadelt CBl 1891, 349 Prou’s Paléographie [DZG V, 420], weil sie nur Eine Tafel mit Halbunziale bringt; Angelsächs. Schrift hielt sich noch lange zu Luxeuil, Corbie, Tours.

Mythos und Sage. E. Mogk, Mythologie (Paul, Grundriss Germ. Philol. I, 1891, p. 982), benutzt und erklärt von Engl. Quellen: Beowulf, Herrscherstammtafeln, Beda, Bussbücher, Heiden-Bekehrer des 6.–9. Jahrh., Ælfric, Cnut, Gervas v. Tilbury. Kelt. und Engl. Geist beeinflusste wohl den Nord. Mythos, da die Wikinger seit 800 auf den Brit. Inseln verkehrten; aber nicht aus ihrem Missverstehen von Kelt. und Angelsächs. Wörtern seien

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_133.jpg&oldid=- (Version vom 12.1.2023)