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Spuren Nordischen Alterthums bringt er wenig bei, von England fast nichts als Taplow und Runensteine, aus Stephens. Ohne Gegend und Zeitalter zu scheiden, reiht er Begleitstücke alter Römermünzen und Spätromanisches (Nr. 1100–11) an einander: Nord- und Westeuropa von 200–1200 ist ihm ein Ganzes. Zur Quellenkritik fehlt jeder leiseste Ansatz; über Aethelred II., Cnut, Harald II. übersetzt er ohne Bemerkung die Saga mit ihren längst widerlegten Fehlern; Englische Münzen oder Gesetze der Danalaga erwähnt er ebenso wenig wie Angelsächsische Historiker. Von neuerer Literatur kennt er ganz wenige Bücher Nordischer Gelehrter, nicht Ein Englisches oder Deutsches, und ahnt daher nichts von den Fragen der Rechts- und Sagenforscher. So würde das immerhin geschickt geschriebene und warme Liebhaberei für Culturgeschichte bezeugende Buch eines fleissigen Dilettanten hier unerwähnt bleiben, wenn es nicht durch Titel und Einleitung sich auf Englands Ursprünge zu beziehen schiene. Hier nämlich (glücklicherweise nur hier) verficht Verfasser den Einfall, Britanniens Eroberer im 4.–7. Jahrh. seien Skandinaven, England heisse nach Engelholm im Kattegat, nur die hohe Schmiedekunst des Nordens und nicht Niederdeutsche Barbarei ohne [?] Seefahrt könne die Mutter der Angelsächsischen Cultur sein. Hierzu hält es Verfasser für nöthig, in Etymologie herumzufischen und u. a. zu vermuthen, dass die Lateiner „Suiones“ als „Saxones“ missverstanden hätten; am Gegengrund der Sprache, wonach die Engländer Westgermanen sein müssen, geht er harmlos vorüber. Mit Recht fand dieses neue Zerrbild der frühesten Englischen Geschichte, die im engeren Sinne allerdings auch im Einzelnen hier nirgends Gewinn erhält, allgemeine (vielleicht unnöthig erregte) Abweisung in der Englischen Kritik (zu der freilich Quart. R. Apr. ’90, 347 sich nicht erhebt); SatR 2XI89, 503; Ath. 16XI89, 663; ScotR Jan. ’90, 55; Archl. R. Jan. ’90, 454; Jl. soc. antiq. Irel. ’90, 331. 0Vgl. Nord. tidskr. f. wet. 1890, 598; Dodge, Mod. lang. notes 1891, 109; DZG Bibl. V, 1400. – *E. A. Freeman, The latest theories on the origin of the English (Contemp. R. Jan. ’90, 36), hält Jütland und Deutschlands Nordwestküste als Heimath der Angelsachsen fest gegen Du Chaillu und Seebohm. Wenn dieser Westfalen-Thüringen vorschlägt, so könne er sich zwar [?] auf die hier angesetzten Angli berufen: aber Beda und die Sprache zeugen dagegen. Wenn S. geltend macht, dass Dreifelderwirthschaft, welche den Sachsen in Britannien bekannt war, in Nordwestdeutschland damals noch fehlte (nach Hanssen), so erklärt Fr. die Aenderung der Wirthschaft aus der Verschiedenheit des Bodens. [? Jenes System fehlt im 5. Jahrh. weder bloss der Deutschen Küste, noch tritt es in England gleich nach der Eroberung sicher auf; die neuere Sprach- und Rechtsgeschichte erweist die Thüringischen Angli als verschieden von den Eroberern Britanniens.] – Neueste Literatur zur ältesten Bevölkerung Schleswig-Holsteins[WS 1] geben JBG ’87, II, 10; ’88, II, 222. – W. Seelmann, Zur Geschichte der Deutschen Volksstämme Norddeutschlands (Jb. Nddeutsche Spr. XII, 1887, 1), weist nach, dass der Name Angeln mehrfach für Völker, die in einem „Winkel“ wohnen, begegne, also nicht für die ganz abzuweisende Annahme einer Verwandtschaft zwischen den Ahnen der Engländer und den Suebischen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schlewig-Holsteins
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_128.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2023)