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Liste mit einem Geschenk von 10 000 Francs und einer Jahrespension von 3000 Francs. Der Beichtvater des Kurfürsten, der Jesuitenpater Stadler, bezog von der Französischen Gesandtschaft alljährlich ein Bestimmtes an Zucker, Kaffee, Chocolade, Kerzen und Burgunderwein! Wie ängstlich besorgt die Französische Regierung um das Wohl ihrer „Freunde“ war und auf welch wunderliche Aufgaben die Thätigkeit der Französischen Diplomaten ausgedehnt werden musste, beweist die Instruction für den Agenten Pfeffel von 1784. Um zu verhüten, dass das Pfälzische Haus aussterbe und dadurch den begehrlichen Plänen Kaiser Joseph’s II. Vorschub geleistet werde, soll Pfeffel durch geeignete Einflüsterung bei dem regierenden Herzog von Zweibrücken und durch jedes andere Mittel zu erreichen suchen, dass der in Französischen Diensten stehende Prinz Max Joseph dem bisherigen lockeren Leben entsage und sich zur Ehe bequeme; zu den Kosten des Haushalts würde dann vielleicht auch der Französische Hof beisteuern. „Doch ein bestimmtes Versprechen darf niemals gegeben, eine Verpflichtung niemals eingegangen werden; man muss sich darauf beschranken, die Geneigtheit des Königs anzudeuten und zu versichern, dass der König nur von treuer Zuneigung zum Pfälzischen Hause beseelt sei.“

K. Th. Heigel.     


Die Sendung des Herrn von Pechlin nach Petersburg im Jahre 1760. Die schweren Verluste, die das Preussische Heer im Jahre 1759 erlitten, liessen es Friedrich dem Grossen immer mehr wünschenswerth erscheinen, jede Gelegenheit zu benutzen, um einen günstigen Frieden abzuschliessen. Freilich, die Hoffnung auf das Zustandekommen des durch die Rijswijker Declaration angeregten Friedenscongresses musste bald schwinden. Unter dem Eindrucke des Sieges von Maxen stehend, war der Wiener Hof nicht geneigt, sich seiner Wünsche auf Schlesien zu entschlagen, und auch in Frankreich, wo man Grund genug hatte, kriegsmüde zu sein, behielt schliesslich doch die Preussen feindliche Partei die Oberhand.

Es war nun von unendlicher Wichtigkeit, wenigstens Russland zur Einstellung der Feindseligkeiten zu bewegen. Dass in Petersburg sich gewichtige Stimmen gegen Fortsetzung des Krieges erhoben, blieb im Preussischen Hauptquartier nicht unbekannt. Zwar wusste man, dass der Grossfürst-Thronfolger und seine Gemahlin nicht den Einfluss und die Macht besassen, um ihre Preussischen Sympathien zur Geltung zu bringen. Als man aber im October 1759 erfahren[1], dass der Grosskanzler Woronzow einem Frieden nicht abgeneigt sei, schöpfte

  1. Schäfer, Geschichte des siebenjährigen Krieges II, 1, 449.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_094.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2023)