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besorgen, dass er als Kaiser der Religion in Deutschland „connivendo“ grossen Schaden zufügen würde, und zwar um so mehr, als er seine Praktiken vornehmlich mit den Protestanten führt und diese ihn ohne Zweifel desshalb begünstigen, weil er sich ihnen der Religion halber genügend erklärt oder ihnen doch sichere Zeichen seiner Gesinnung gegeben hat. Auch weiss man, wie sein Leben beschaffen ist, „also das zu besorgen, es werde durch ein solches haubt in die teutsch nation, so je und almal vor anderen nationen und völkern auf zucht und erbarkeit achtung geben, aber nunmehr schier etwas von der alten teutschen sitten redlichkeit abweichen will, zu dem alberait laider emporschwebenden schaden und laster noch grössere sünden einschleichen; qualis enim rex, talis populus“.

Gegen die Wahl anderer ausländischer Fürsten spricht durchschlagend, dass sie nicht Deutsche sind und schwerlich ihren Sitz im Reiche nehmen werden.

Nur Deutsche Fürsten können in Betracht kommen, von diesen aber wieder nur diejenigen, welche nicht zur Vernichtung, sondern zur Ausbreitung der katholischen Religion geneigt sind, also, da der Herzog von Jülich durch Krankheit unfähig ist, die Fürsten der Häuser Baiern und Oesterreich. Letzteres macht sich auf die Krone Hoffnung, weil es dieselbe schon seit so langer Zeit besitzt, indess wird mehr nach der Fähigkeit als nach der Abstammung des zu Wählenden zu fragen sein.

Erzherzog Matthias beansprucht die Krone als Aeltester des Hauses. Es würde jedoch seltsam sein, einen König zu wählen, der weder Land noch Leute besitzt. Ferner soll er in der Religion „kühl gnueg“ sein, was vielleicht durch sein Verhalten in den Niederlanden bestätigt wird, und man meint, er werde die Geschäfte noch langsamer als Rudolf erledigen und, „wo ainer anjezo in 3 monaten nit künde audienz erlangen oder expediert werden, wurde er alsdan 5 oder 6 bedurfen. Ist auch wol in acht zu nemen, wie J. Dt. in tractandis rebus beschaffen, darzue nit ain blosser fürstennamen sonder ain experienz und erfahrenheit requiriert wird, daran J. Mt. selbst gzweiflt, wie aus disem erscheint, das, als erzherzog Ernst nach den Niderlanden veraist, J. Mt. gedachtem erzh. Matthias aus allerhand bedenklichen ursachen das governo der öst. landen, ob J. Dt. gleichwol stark danach gerungen, nit anvertrauen wollen, sonder ime seinen brueder, erzh. Maximilian preferirt.“ Endlich bedarf man wegen des Türkenkrieges eines kriegstüchtigen Oberhauptes, „was aber dis orts bei J. Dt. zu hoffen, geben die vorgangne ungarische expeditiones nur zuvil an dag“.

Erzherzog Maximilian [ist Deutschmeister und wenn er sich auch

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_072.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)