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Bille wollte also die Baiern täuschen, und warum er es wollte, können wir leicht vermuthen, wenn wir erwägen, dass er kurz vorher im Auftrage seines Herrn mit Erzherzog Albrecht Verhandlungen gepflogen hatte, worüber den anderen Geheimräthen nichts mitgetheilt wurde[1], und dass ihm, wie Groisbeeck gegen Speer ausschwatzte, Albrecht jüngst ein eingezogenes Gut, welches 40 bis 50 000 Gulden werth war, für 10 000 überlassen hatte. Bille besass aber bei Ernst unter allen Räthen desselben am meisten Einfluss und Vertrauen. Wir werden daher um so zuversichtlicher annehmen dürfen, dass der Kurfürst selbst die Erhebung Albrecht’s wünschte[2]. In jedem Falle ist gewiss, dass auch er bei der Besprechung mit Wilhelm nicht ehrlich zu Werke ging.

Er bleibe bei der Ansicht, sagte er seinem Bruder, dass dessen Sohn „praetendieren“ möge und solle, die Wahl indess bis nach Rudolf’s Tod verschoben werden müsse[3]. Falls er wirklich noch nach Prag reise, werde er dem Kaiser gute Gründe vortragen, wesshalb derselbe bei seinen Lebzeiten keine Wahl gestatten solle[4]. Er glaube, Rudolf wolle den Erzherzog Matthias befördern und auch Erzherzog Albrecht solle diesen begünstigen[5], „obs im wol etwas selzam für soll kommen sein, das der Casal die werbung anderst gethan, als S. Dt. gewust gehabt“[6]. Als dann Herzog Wilhelm die Besorgniss äusserte, Bille, welcher von Eger nach Prag gereist war, „dörfe sich dort etwas vertiefen und zu schaden handlen, weil er dem kaiser etliche schöne und selzame sachen bringe und dahero vermuetlich zu I. Mt. kommen würd, oder das er doch mit dem Barvici etwas abreden oder sich an andern orten verreden dörft“, erwiderte der Kurfürst, das „solle und werde nit geschehen“; Barvitius

  1. S. Nachfolge Anm. 274.
  2. Vgl. Nachfolge 86.
  3. In dem oben S. 53 Anm. 1 erwähnten Briefe vom 11. December hatte Ernst die gegentheilige Ansicht angedeutet und diese bildete ja auch angeblich die Voraussetzung seiner Bemühungen um die Berufung des Kurfürstentages.
  4. In Prag that er dann das Gegentheil, s. Nachfolge 87.
  5. Sicherlich kannte er die wahre Sachlage besser.
  6. Das bezieht sich wohl auf die Aenderung der zu Schottwien gefassten Beschlüsse; vgl. Nachfolge 63 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_060.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)