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December 1600 zu Aschaffenburg statt[1]. Kurz vorher war sein Secretär Khain aus Prag zurückgekehrt, welchen dort Erzherzog Matthias mit Beglaubigungsschreiben an die geistlichen Kurfürsten ausgestattet und beauftragt hatte, den Zustand des Kaisers zu schildern und zu bitten, dass die Kurfürsten zur Verhütung des daraus drohenden Unheils mitwirken möchten[2]. Ernst stellte nun in Aschaffenburg seinen Amtsgenossen die Briefe des Erzherzogs zu und theilte ihnen den Bericht des Kaisers mit. „Habens Mainz und Trier cum admiratione et dolore angehört und die credenz in buessen gesteckt, sonsten aber von keiner antwort wenig oder viel nichts merken lassen.“ Das damals lebende Geschlecht betrachtete wie jede obrigkeitliche Würde so insbesondere die höchste weltliche Krone als unmittelbar von Gott übertragen, gestützt und überwacht, und war daher gegen deren Inhaber von tiefster Ehrfurcht erfüllt. Besonders stark waltete dieses Gefühl im Kurfürsten von Mainz; er war „durchaus der opinion, man solle Ihre Majestät toleriern, Gott möcht’s zur besserung schicken“, und sogar den Vorschlag Ernst’s, dass man den Administrator von Kursachsen bewegen solle, nach Prag zu reisen und den Kaiser zur Ordnung der Nachfolge zu drängen, verwarf er unbedingt, weil ein solcher Besuch den Zorn und die Schwermuth Rudolf’s steigern werde. Der Kurfürst von Trier stimmte ihm bei[3] und er sowohl wie Mainz enthielten sich jeder Aeusserung

  1. Die über diese Nachfolge 69 mitgetheilten Nachrichten ergänze ich hier aus folgenden Briefen: Kurfürst Ernst an Herzog Wilhelm 11. Dec. 1600, Ma. 134/1, 256 eigh. Or. Ernst’s Secretär M. Flöcker an Speer 22. und 28. December und 17. Januar 1601, das. 258, 266 und 260 eigh. Orr. mit Ziffern.
  2. Vgl. Nachfolge 63. Den dort mitgetheilten dunklen Schlusssatz der Briefe des Erzherzogs deutete Kf. Ernst nach Flöcker’s Schreiben vom 28. December dahin, dass es dem Kaiserthum, dem Hause Oesterreich und der katholischen Religion Schaden bringen werde, wenn der Kaiser abgesetzt würde oder sich selbst umbrächte.
  3. Eine ähnliche ergebungsvolle Zurückhaltung beobachteten die beiden Kurfürsten auch in einer anderen, für das Reich höchst wichtigen Angelegenheit. Die Eroberung der Grenzfestung Kanisza durch die Türken hatte den Hz. Maximilian bewogen, sich wie an andere Fürsten [vgl. Briefe und Acten V, 552] so auch an die geistlichen Kurfürsten mit der Mahnung zu wenden, dass man die Wiedergewinnung des Platzes mit allen Kräften anstreben müsse. Flöcker an Speer 11. Dec. 1610, Ma. 134/1, 254 eigh. Or. Kf. Ernst vertrat die Sache in Aschaffenburg mit Eifer, aber Mainz und Trier
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_053.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)