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in der Nachfolgesache „vil und heftig bemuet“[1], sich vielleicht beleidigt fühlen werde, wenn sein Neffe ohne seinen Rath vorgehe. Zugleich äusserte nun Herzog Wilhelm den Wunsch, „man mechte in besagtem concept [an Ernst] auslassen, das“ sein Sohn „zur cron nie kain gedanken gehabt und auch noch nit habe“[2].

Aus dem Mitgetheilten erhellt, dass Wilhelm anfangs nicht an eine Bewerbung für Maximilian gedacht hatte und erst bei weiterem Ueberlegen aus sich selbst auf einen Plan zurückgekommen war, den er schon zehn Jahre früher vorübergehend gehegt hatte[3].

Bei Maximilian fand er indess damit keinen Beifall. Der Herzog, welcher auf seinen Vater stets die grösste Rücksicht nahm, tilgte allerdings die von jenem beanstandete Stelle, fügte jedoch dafür zweimal eine gleichbedeutende Wendung ein. Sein Verlangen ging eben damals noch lediglich nach jenen allgemeinen Zielen, welche er seinem Oheim Ernst bezeichnete, indem er ihm versicherte, die Ordnung der Nachfolge werde ihnen und ihrem Hause grosses Verdienst vor Gott, ewigen Dank des Vaterlandes und hohes Ansehen bei Jedermann verschaffen[4].

Als Kaiser Rudolf gleich danach Auskunft über die Werbung Boisdauphin’s, der angeblich Baierns Unterstützung für die Wünsche seines Königs nachgesucht habe, begehrte und Mittheilung weiterer, auf diese Angelegenheit bezüglicher Nachrichten verlangte[5], theilte Maximilian nicht nur alle Aeusserungen des Franzosen getreulich mit, sondern erklärte sich auch unter eifrigen Betheuerungen seiner Treue und Willfährigkeit zu weiterer Verständigung durch einen Vertrauten bereit[6].

  1. Vgl. Nachfolge 21 ff.
  2. Donnersberg an Herzog Maximilian 9. September 1600, Ma. 134/1 Anhang fol. 26, eigh. Or.
  3. Nachfolge 83.
  4. S. Beilage I.
  5. 13. September 1600, Ma. 134/1, 238 Or.
  6. 22. September 1600. A. a. O. Anhang fol. 28 Cpt. v. Donnersberg mit eigenhändigen Aenderungen und Zusätzen Maximilian’s. Das. 240 Copie von Donnersberg’s Hand. Ursprünglich enthielt das Schreiben das Anerbieten zu persönlicher Besprechung. Maximilian änderte es in der oben angegebenen Weise, denn er mochte es seiner Würde nicht angemessen erachten und Misstrauen des Kaisers besorgen, wenn er sein Kommen ohne Weiteres antrüge.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_048.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)