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betreibe, und sie fanden die Lage um so bedenklicher, als der König von den Deutschen Protestanten, „hoch ästimirt“ werde und zu einem grossen Kriege rüste. Dass er die Waffen, wie er vorgebe, gegen Savoyen oder für die Holländer erheben wolle, hielten sie nicht für glaublich, weil Boisdauphin versichert habe, dass der Streit mit Savoyen beigelegt sei, und weil der Friede von Vervins noch zu jung sei, als dass Heinrich ihn wieder brechen könne. Gewiss, meinten sie, seien also des Königs Rüstungen „auf nichts anders als auf unverhofften fal futurae successionis angesehen“.

Auf Grund dieser Ausführungen befürworteten nun die Räthe, dass Maximilian die Aeusserungen Boisdauphin’s dem Kaiser durch Courier mittheilen, denselben zur Ordnung der Nachfolge ermahnen und sich erbieten solle, nach äussersten Kräften zu derselben mitzuwirken, ja auf Wunsch Rudolf’s zu eingehender Erörterung der geeigneten Massnahmen persönlich nach Prag zu kommen. Ausserdem empfahlen sie, der Herzog möge, da Boisdauphin erwähnt habe, ein Gesandter seines Oheims, des Kurfürsten Ernst von Köln sei in Paris, um Auskunft über den Zweck dieser Gesandtschaft und um Unterstützung seiner an den Kaiser gerichteten Vorstellungen bitten[1].

Maximilian fand die Angelegenheit so wichtig, dass er, wie er es in solchen Fällen zu thun pflegte, vor seiner Entschliessung durch den Oberstkanzler Donnersberg den Rath seines Vaters einholte[2]. Wilhelm stimmte den Geheimräthen zu und wies Donnersberg an, die beiden vorgeschlagenen Briefe zu verfassen. Nachdem ihm jedoch dieselben[3] vorgelegt worden waren, kamen er, Donnersberg und der inzwischen von Maximilian’s Hoflager nach München zurückgekehrte Hofkanzler Gailkircher überein, dass das Schreiben an den Kaiser zurückzuhalten sei, bis man von Kurfürst Ernst Antwort erhalten habe, da dieser, der sich früher

  1. Gutachten vom 26. August 1600, Ma. 134/1, Anhang fol. 11 Cpt. und fol. 30 Or. von Donnersberg’s Hand.
  2. Wilhelm wurde dabei um die strengste Geheimhaltung, welche auch den Geheimräthen eingeschärft worden war, gebeten; er versprach, nicht einmal mit seiner Frau davon zu reden, „dan ob sie wol ain verstendige fürstin, so nemb sie sich doch um dergleichen Sach wenig mehr an, sonder wart irer andacht ainig und allain aus“.
  3. Ma. 134/1 Anhang fol. 15 und 22 Cpt. von Donnersberg.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_047.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)