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die schweren Reiter, im zweiten die grosse Masse des Fussvolks war vorgenommen, er sollte den Hauptstoss führen und den Feind auf jeden Fall von der Heerstrasse nach Constantinopel abdrängen, der linke Flügel stand weiter zurück[1].

Aber bis zum Beginn der eigentlichen Schlacht verging noch eine lange Zeit. Frithigern versuchte es noch einmal mit Unterhandlungen; diesmal freilich mit einem doppelten Zweck: entweder wirklich einen Vergleich zu erlangen, oder, wenn die Entscheidung bevorstand, doch Zeit zu gewinnen, bis er alle seine Kräfte gesammelt hätte: namentlich die Ostgothischen und Alanischen Reiter standen noch aus. Ja Frithigern versprach, sobald von Römischer Seite Bürgschaft gestellt würde, selbst als Geisel in das Römische Lager zu kommen.

Man war dort Verhandlungen nicht abgeneigt, aber allerhand kleinliche Nebenfragen, die Wahl der Geiseln und Gesandten auf Römischer Seite zögerten den eigentlichen Beginn hinaus[2].

Unterdessen brannte die Augustsonne heiss auf die vom Marsche erschöpften Truppen; Lebensmittel waren nicht zur Stelle, man hatte wohl keine mehr gehabt. Dazu zündeten die Gothen, um die Gluth zu mehren und den Rauch den Römern entgegen zu treiben, rings trockenes Gras und Reisighaufen an[3].

Endlich hatte der kaiserliche Kriegsrath sich geeinigt, der hochherzige Richomer, neben Sebastianus eine der anziehendsten Erscheinungen in dieser Zeit des Verfalls, hatte sich erboten, als Geisel in das Gothische Lager zu gehen. Schon brach er auf, da eröffneten plötzlich die Römischen Vorposten, die sich nicht länger halten liessen, auf eigene Hand ein Gefecht mit den ihnen gegenüberstehenden Gothen: der Weg war nicht mehr frei[4].

  1. Ammianus 12, 11. 12. Die Lesart der Handschrift octaro tandem hostium carpenta cernuntur etc. ist beizubehalten. Dass nach den Fasti (Idatiani) die Schlacht 11 mpm. (nahezu 2 ½ Dt. geogr. Meilen) vor Adrianopel geschlagen worden ist, steht, wie schon Gibbon S. 869 Anm. 2 richtig betont, damit keineswegs in Widerspruch. Ueberdies ist dieses octaro (sc. miliario) natürlich als Standpunkt der Römischen Truppen zu denken. – Die Stellung der Gothen muss eine sehr feste gewesen sein: Sozom. VI, 40 vgl. Amm. 12, 12.
  2. Amm. 12, 12–15.
  3. Amm. 12, 13; Liban. or. XXIII Reiske II S. 31.
  4. Amm. 12, 15–17.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_016.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)