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von Succi hielten Gratianus’ Truppen besetzt[1] und von Norden nahte jetzt Gratianus selbst. Ein Einbruch der Linzgau-Alamannen hatte ihn verhindert, seinem ursprünglichen Plane gemäss mit dem Frühjahrsbeginn aufzubrechen, aber er hatte den Angriff schnell und kräftig abgeschlagen, den Feind sogar in das eigene Land verfolgt und zog nun in Eilmärschen heran[2]. Gleichzeitig mit Sebastianus’ Siegesnachrichten traf diese Kunde beim Kaiser ein.

Valens brannte vor Begier, nun auch seinerseits etwas zu leisten: die Schimpfworte der frechen Menge klangen ihm noch in den Ohren. Schon jetzt wollte er über die Vertheidigungslinie hinaus zum Angriff übergehen, in der Hoffnung, dass es ihm gelingen möchte, die Gothen in ihrer Stellung zu erdrücken oder über den Balkan zu jagen. Sebastianus rieth ab: man solle warten und den kleinen Krieg fortsetzen, bis die Gothen durch Hungersnoth mürbe würden. Aber die Oströmischen Generale, die sich doch selbst so schlecht bewährt hatten, schmiegten sich geschickt den Wünschen des Kaisers an: ausser dem persönlichen Hass und der persönlichen Eifersucht gegen den Weströmer Sebastianus, dem sie hatten weichen müssen, trieb sie der unselige Hass der Christen gegen den Heiden Sebastianus. Und ihre sittlich und sachlich gleich zu verdammenden Umtriebe hatten Erfolg. Trajanus, der seine Unfähigkeit einst

  1. Amm. 10, 21.
  2. Der Einbruch der Linzgau-Alamannen fällt erst in den Februar 378 (Ammianus 10, 4). Gratianus’ Abmarsch von der Rheingrenze erfolgt spätestens mit dem Beginn des Juli. – Dieser Zeitpunkt ergibt sich daraus, dass Richomer von Gratianus aus Castra Martis in Mösien gesendet, am 7. oder 8. August bei Valens eintrifft (S. 14), also Gratianus spätestens in den ersten Augusttagen in Castra Martis angelangt ist. – Für den Anmarsch, dessen Richtung wir genau kennen (Ammianus 10, 20. 11, 6), ist mindestens ein Monat zu rechnen: Marsch von Arbor Felix am Bodensee bis Lauriacum an der Donau (ungefähr 67 Dt. g. Meilen nach Itin. Ant. 249 ff., vgl. 255 ff.), Donaufahrt bis in das Mösische Küstengebiet mit viertägigem Aufenthalt in Sirmium, Marsch bis Castra Martis. – Die Lage des letztgenannten Ortes ist nicht sicher zu bestimmen. Jedenfalls lag er im nördlichen Mösien (Sozom. hist. eccl. IX, 5, vgl. Ammianus a. a. O.) und weder unmittelbar an der Donau, noch an einem ihrer rechtsseitigen Nebenflüsse (Procop. de aedif. IV, 6 S. 291 ed. Bonn.); Hierocles (655), Jordanes ed. Mommsen § 265, Hilarius (op. hist. Frgm. II, 15 bei Migne P. L. X, 643) sind für die Localisirung werthlos.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_011.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2023)