Seite:De DZfG 1891 05 389.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nach den grösseren Registern der königl. Böhm. Kanzlei, in welche Majestäts- und andere Briefe mit grossem königl. Siegel eingetragen wurden, forschte Dr. Čelakovský längere Zeit erfolglos nach, bis ihn endlich ein glücklicher Zufall in das Wiener Adelsarchiv führte. Von den Originalregistern wurden fünf Czech. Bücher aus den JJ. 1531–1570, von den Deutschen eines aus den JJ. 1530–1538 entdeckt; aus den JJ. 1580–1749 sind 76 grosse Folianten aber späterer Abschriften erhalten. Unbekannt bleibt, wohin die Originalregister von Majestaten K. Ferdinand’s I. (Czech. aus den JJ. 1527–1530, Deutsche aus den JJ. 1527–1529, 1539–1564), ebenso wie die Originalregister der folgenden Jahrhunderte verschwunden sind.

Die Registerbücher der königl. Böhm. Hofkammer und der Böhm. Statthalterei nach dem J. 1620 werden heutzutage in dem Böhm. Statthaltereiarchiv aufbewahrt.

In dem Wiener Adelsarchive ist noch eine Menge von Registerbüchern der Oesterreichischen Kronländer erhalten, von welchen besonders die Niederösterreichischen von besonderer Wichtigkeit sind; denn alle Staatsurkunden, welche die Habsburger kraft ihrer königlichen oder erzherzoglichen Gewalt ausstellten, und welche alle ihre Länder betrafen, wie z. B. Friedensurkunden, internationale oder erbliche Verträge etc., wurden in diese Bücher eingetragen. Daraus ist zu ersehen, was für ein riesiges Material für politische Geschichte und für die Rechtsgeschichte aller Länder der Habsburgischen Monarchie hier aufgespeichert ist.

Auch das Archiv der gewesenen Hofkammer, des jetzigen k. k. Reichsfinanzministeriums, enthält eine ungewöhnlich grosse Anzahl dieser Bücher, von welchen die Böhm. Registratur allein 83 dicke Folianten zählt, in welchen ein ungemein reiches Material nicht nur zu der Geschichte der Finanzen und Politik, sondern auch zur Rechts- und Culturgeschichte der Böhm. Länder enthalten ist. Von diesem unerschöpflichen Reichthum ausgezeichneter Geschichtsquellen kann man eine genauere Einsicht aus der IV. Beilage des Čelakovský’schen Werkes bekommen, welche übersichtliche Verzeichnisse der einschlägigen Archive und deren Registerbücher umfasst.

Durch die Erfolge seiner mühsamen Forschung hat sich Dr. J. Čelakovský grossen Dank unserer Geschichtsforscher verdient, welcher noch gesteigert wird durch die interessante Abhandlung über die Geschichte der Entwicklung der Registerbücher seit der ältesten Zeit, wobei den Böhm. und Oesterreich. Verhältnissen die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Herbe Verluste erlitt die Böhm. Geschichtsforschung in dem verflossenen Jahre durch den Tod. Am 18. Januar 1890 starb der

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_389.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)