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Hussiten, besonders zu den Taboriten und später zur Unität, die in der Böhm. historischen Literatur zuerst Palacký im J. 1868 aufgeworfen hat, hat von neuem Prof. J. Goll in seiner lehrreichen Abhandlung[1] angeregt. Es wird darin eine retrospective Uebersicht der älteren Literatur gegeben (Herzog, Dieckhof), darauf folgen die kritischen Berichte über die neuesten Publicationen Montet’s (1885), E. Comba’s (1887), K. Müller’s (1887); auf Grundlage dieser neuesten Arbeiten wird ein instructives Bild von den Anfängen und von der weiteren Entwicklung der Waldenser in Italien, Frankreich und Deutschland entworfen und zuletzt ihrer Berührung mit Böhmen. Die Resultate der älteren Arbeiten darüber von Zeschwitz, Palacký, sowie der neuesten Publicationen von Haupt, Preger, K. Müller werden von dem Böhmischen Gelehrten auf Grundlage selbständiger Studien heimischer Quellen geprüft, corrigirt, ergänzt und erweitert. Auch in dieser Abhandlung wird mit dem grössten Nachdrucke auf die Mahnung des unvergesslichen Palacký, alle zahlreichen Denkmäler des Böhm. Geistes auf dem Gebiete der Theologie im 15.–16. Jahrhundert zu sammeln und zu publiciren, hingewiesen. Ohne Drucklegung des wichtigeren Materiales – und dazu würde in erster Reihe das reiche Archiv der Unität gehören – wird die genauere wissenschaftliche Forschung auf die Dauer umso schwerer. Dieser Wunsch, der den Böhm. Gelehrten in den JJ. 1868 und 1888 unausführbar schien, soll er auch nach der Gründung der Böhm. Akademie noch länger ein pium desiderium bleiben?

Zu der Geschichte des Böhm. Predigtwesens liefert einen interessanten Beitrag L. Klicman, in der literarhistorischen Studie über Johann Milíč von Kremsier, einen bekannten Vorgänger Hus’[WS 1] in der Böhm. Reformation[2]. Milíč wurde als Vorbote und Muster des Thomas von Štítný auch in der Abfassung von Böhm. religiösen Schriften betrachtet. Allein nach genauer Durchforschung aller ihm zugeschriebenen Böhm. Werke wird vom Verf. der Beweis geliefert, dass diese fremden, späteren Autoren gehören, und der Schluss gezogen, dass der berühmte Mährer gerade so wie Konrad Waldhauser und Mathias von Janov nur mit lebendigem Worte auf die weiteren Kreise wirkte; was er schrieb, wurde in fremder Sprache verfasst und blieb auf engeren Kreis der Gebildeten beschränkt. Dadurch steigt noch höher die Bedeutung Štítnýs in der Geschichte der Böhm.

  1. Nové spisy o Valdenských. (Neue Werke über die Waldenser) im Böhm. Athenäum 1888. (Deutsche Bearbeitung kann man in den MIÖG 1888 nachlesen). Vgl. Bibliogr. ’89, 1151 u. ’90, 1882.
  2. In der Böhm. philologischen Fachzeitschrift „Listy filologické“ 1890.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Huss’
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_385.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)