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Aber der Unwille der Königin war stärker als ihre Selbstbeherrschung. Der Abneigung gegen Sophia Magdalena lieh sie nach wie vor in ungeschminkten Worten Ausdruck, und in ihrem Auftrage musste sich Gyldenstolpe zu Cocceiji und Stachiew begeben, um über die Absichten Preussens und Russlands in der Heirathsaffaire nähere Kunde einzuholen. Freilich konnte jener über das Resultat seiner Nachforschungen nur wenig Erfreuliches berichten. Denn der Preussische Gesandte erklärte ihm trocken, die Königin sei vermuthlich durch die Privatbriefe ihres Bruders über dessen Absichten weit besser als er selbst unterrichtet, und Stachiew versicherte zwar, Katharina habe ihm noch kurz vor seiner Abreise erklärt, sie beabsichtige „in keiner Weise dem Geschmack des Prinzen einen Zwang anzuthun“, und sprach die Hoffnung aus, seine Monarchin werde bald „von den Vorurtheilen zurückkommen“, welche die „stark aufgetragenen“ Berichte Osterman’s ihr eingeflösst hätten, betonte aber gleichzeitig die Nothwendigkeit weiterer Auseinandersetzungen mit letzterem, da er selbst nur wenig auszurichten vermöge[1].

Die mehrfachen Unterredungen freilich, welche, wie Stachiew angerathen, zwischen dem Russischen Gesandten und verschiedenen Persönlichkeiten des Hofes im Verlaufe des October stattfanden[2], verliefen sämmtlich resultatlos, da das Königspaar unter keinen Umständen das Verlangen der Kaiserin nach sofortiger Entfernung des Obersten Sinklaire erfüllen wollte, während die Schwedische Forderung, die Russische Regierung solle öffentlich erklären, dass sie niemals die Vermählung Gustav’s mit einer

  1. Gyldenstolpe an Ulrike, 25. September, Fersen’s Hist. Skrift. III, 340–43, vgl. Cocceiji, 24. September.
  2. Am 15. November 1765 schreibt Düben aus Petersburg hierüber an Gyldenstolpe: Mit grossem Bedauern habe er von diesem „Schritte“ vernommen, „qui non seulement est inutile, mais qui ne fera que compromettre LL. MM. d’une manière désagréable, puisque cette Cour, loin de vouloir s’opposer à une affaire qu’Elle regarde comme avantageuse à la Suède et propre à consolider la tranquillité du Nord, tâchera au contraire d’y contribuer et de s’en faire un mérite auprès de la Cour du Danemarc, qui d’un autre côté, instruite de cette tentative, ne pourra qu’en être fort irritée“. Die Antwort Gyldenstolpe’s vom 28. Januar 1766 ist in sehr heftigem Tone gehalten. Beide Schreiben finden sich in der oft genannten, die geheimen Verhandlungen zwischen dem Stockholmer und Petersburger Hofe betreffenden Actensammlung im Stockholmer Reichsarchiv.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_347.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)