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Scheffer’s zu folgen, die schon am 5. August ihre Entlassung genommen[1].

Nachdem der Sturz des Französischen Systems somit endgültig besiegelt, säumten die Mützen auch nicht länger, von ihrer Uebermacht Gebrauch zu machen, erkoren einen der Ihrigen, den klugen und energischen, seit langer Zeit in Russischem Solde stehenden Reichsrath Grafen Löwenhjelm[2] zum Canzleipräsidenten, d. h. zum Leiter der auswärtigen Politik Schwedens (2. Sept.) und zwangen Adolf Friedrich, die leergewordenen Reichsrathssitze mit Angehörigen der Russischen Partei zu besetzen.

Gleichzeitig mit diesen Kämpfen spielte sich in Schweden ein Vorgang ab, der mit dem Parteienstreit zwar in keinem Zusammenhang stand, aber nichtsdestoweniger viel Staub aufwirbelte,

  1. Eine eingehende Darstellung bei Malmström V, 320–34.
  2. Malmström V, 335 glaubt nicht an die Bestechlichkeit L.’s, nennt dieses Gerücht „sicherlich übertrieben“ und sucht V, 336 Anm. 9 zu beweisen, dass er „viele Beschuldigungen gegen L., aber wenige Beweise in den Acten gefunden“. Aus den neuerdings im Sbornik veröffentlichten Acten ergibt sich indessen zur Evidenz, dass L. in Russischem Solde gestanden. Auf Grund einer Relation O.’s vom 19./30. März 1764 spricht nämlich Panin von der Nothwendigkeit, L. in Abhängigkeit von der Russischen Regierung zu erhalten. „Er ist unter den Frankreich nicht Ergebenen der Einzige mit geradem Verstand, hervorragenden Eigenschaften und ein gediegener Mensch. Aber es ist unmöglich, ihn anders als durch eine jährliche Pension an Uns zu fesseln“, worauf Katharina vom 12./23. April eigenhändig bemerkt: „Ich willige stets in alles, was das Landesinteresse bedingt“. [Russ.], Sbornik LI, 296. In dem Rescript an O. vom 3./14. Mai [Russ.] wird der „patriotischen Sentiments“ L.’s rühmend gedacht und der Wunsch ausgesprochen, „diesen klugen Senator in Abhängigkeit von Uns zu erhalten“. O. solle desshalb sondiren, „mit welcher Pension er zufriedengestellt werden könne“, abgesehen von einer „genügenden Unterstützung“ zu Tafelgeldern während des Reichstages. Sbornik LI, 335. Nach der Instruction für O. vom 29. November/10. December [Russ.] belief sich die Pension L.’s anfangs auf 6000 Platten = 3000 (?) Rubel. Sbornik LVII, 132. Ein halbes Jahr später hebt O. die Nothwendigkeit hervor, die Pension von „Nr. 1“ (Chiffre für L.) auf 5000 Rubel zu erhöhen, was Panin am 15./26. October 1765 mit dem Zusatz genehmigt, L. könne „weitere Beweise Unserer Milde und Unserer Protection erwarten“. Sbornik LVII, 382 vgl. 419. Zur Ergänzung der Notiz bei Malmström V, 489 Anm. sei schliesslich noch bemerkt, dass auch Reichsrath Friesendorff eine Russische Pension erhalten hat. Sbornik LVII, 382 u. 419.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_341.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)