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halten müsse, so erachtete der Russische Gesandte es für angemessen, dem Abgesandten der Königin 24 000 Thaler (Kupfermünze) für diesen Zweck mitzugeben, indem er ausserdem in Gemeinschaft mit Goodricke[1] am Anfang der folgenden Woche die doppelte Summe auszahlen zu wollen versprach, was denn auch in der That geschah[2][WS 1].

Zuerst hatte es den Anschein, als seien die Versicherungen Sinklaire’s wahrheitsgetreu gewesen, und als sei das Königspaar wirklich gesonnen, den Anhängern des Französischen Systems für immer den Rücken zu kehren. Denn als der Reichsrath Ende November nach heftigen Kämpfen und Debatten mit einer Mehrheit von nur einer Stimme die Verlängerung des 1768 ablaufenden Schwedisch-Französischen Allianzvertrages bis zum Jahre 1772 gegen die Verpflichtung Frankreichs zur Zahlung von 12 Millionen Livres in jährlichen Raten genehmigte[3], befand sich König Adolf Friedrich mit seinen beiden Stimmen unter der Minderheit, und als Goodricke[4], Osterman und die Mützen mit den Bestechungsversuchen für die Reichstagswahlen begannen, fanden sie in Sinklaire[5] einen scheinbar aufrichtigen Förderer ihrer Absichten. Wir sagen: scheinbar; denn dem Baron Breteuil erklärte er, die Russischen Gelder nur desshalb angenommen zu haben, um die Intriguen Osterman’s und die gefährlichen Projecte der Russischen Kaiserin vereiteln zu können.

  1. 4000 Pf. St. waren ihm von London aus designirt worden.
  2. Nach Solowjew XXVI, 101 u. 102 soll Osterman zuerst 20 000, dann 24 000 Thaler (6000 Platten) gegeben haben. Die letztere, auch von Cocceiji in seinen Berichten vom 11. u. 18. December genannte Summe ist wohl die richtige. Ob Goodricke, wie Cocceiji am 11. December meldet, schon das erste Mal 24 000 Thaler gegeben, muss dahingestellt bleiben. Nach Solowjew XXVI, 101 wenigstens hat er das Verlangen Sinklaire’s damals mit der Begründung abgewiesen, er dürfe ohne vorherige Verabredung mit Osterman nichts auszahlen.
  3. Ausführlicher bei Malmström V, 261–64.
  4. Cocceiji schildert ihn am 4. September folgendermassen: „C’est un homme très capable. Comme il s’est beaucop mêlé des élections en Angleterre, les menées et les tracasseries de ce pays-ci [Suède] ne lui sont pas étrangères et, si on lui fournit de l’argent, ce qui n’est pas incroyable, et qu’il se trouve épaulé par la Cour et par le Ministre de Russie, je ne doute pas qu’il ne taille de la besogne à l’Ambassadeur [Breteuil].“
  5. Am 23. Marz sagt Cocceiji, Sinklaire besitze „une grande connaissance du manège des diètes“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Goodrike
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_328.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)