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bezeichnete Panin das Gleichgewicht zwischen König und Reichsrath in Schweden und demzufolge die Wiederherstellung der Regierungsform von 1720, ohne die Zusätze von 1756, als ein gemeinsames Interesse Russlands und Englands. Als er aber weiter insinuirte, England solle behufs Errichtung eines festen Systems im Norden die Subsidienzahlung auf sich nehmen, welche Frankreich bisher an Schweden geleistet, erklärte der Gesandte freimüthig, die Englischen Finanzen seien derart „erschöpft“, dass man „ohne die dringendste Nothwendigkeit“ sich niemals zu einer derartigen Subsidienzahlung verstehen werde[1].

Unterdessen waren aber Depeschen[2] des seit Ende April in Stockholm residirenden Englischen Gesandten Goodricke in London eingetroffen, welche die nachtheiligen Folgen eines Französisch-Schwedischen[WS 1] Bündnisses für England in grellen Farben schilderten und in Folge der Käuflichkeit der Parteien eine Vereitelung dieses Projects ohne Vertheilung beträchtlicher Geldsummen als ganz unmöglich bezeichneten. Wenn man erwägt, dass das Hauptziel der Englischen Politik in Schweden in der Vernichtung des dortigen Französischen Einflusses bestand und dass der Französische Allianzvorschlag von 1763 mit seiner Forderung von Schwedischen Schiffen für den Fall eines Krieges eine indirecte Drohung gegen den Grossbritannischen Hof enthielt, so erscheint es begreiflich, dass die Allarmnachrichten Goodricke’s keineswegs in den Wind gesprochen waren, sondern dass der Staatssecretär Sandwich[WS 2] schon Mitte September dem Russischen Gesandten Gross die Bereitwilligkeit Englands erklärte, die Hälfte der Ausgaben übernehmen zu wollen, welche die Hintertreibung der Absichten des Versailler Hofes erfordere[3], während zugleich ausführliche Instructionen in ähnlichem Sinne an Buckingham ergingen, der am 15. Oct. in einer längeren Conferenz ihren Inhalt zur Kenntniss des Russischen Vicekanzlers Galitzin brachte. Dieser äusserte sich freilich bezüglich der


  1. Bericht Buckingham’s vom 8. September. Sbornik XII, 180–82. – Uebrigens heisst es bereits in dem Immediaterlass Friedrich’s an Cocceiji vom 3. Juli: „J’avoue que J’ai peu d’espérance que l’Angleterre voudrait lâcher de l’argent aux Suédois“.
  2. Vom 31. August u. 28. September; abgedr. bei Raumer III, 209.
  3. Vgl. Solowjew XXVI, 111.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Französich-Schwedischen
  2. verm. John Montagu, 4th Earl of Sandwich, u. a. Staatssekretär 1763 und 1770.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_323.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)