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vermöge. Schwieriger gestalte sich die Ausführung des zweiten Punktes, die auf der Geschicklichkeit und dem harmonischen Zusammenwirken der Gesandten Preussens, Russlands und Englands, besonders aber auf einer jährlichen Subsidienzahlung des Londoner Hofes an Schweden beruhe. Denn ohne Subsidien werde Schweden niemals auf die Vortheile verzichten, welche eine Allianz mit Frankreich ihm gewähre. Russland und England trügen sich daher mit der Absicht, zunächst ihre Bevollmächtigten am Stockholmer Hofe mit Geldern zur Bestechung solcher hervorragenden Persönlichkeiten zu versehen, „die aus dem Verkauf ihrer Stimmen ein Gewerbe machen“, während man von der „Güte“ des Preussischen Königs erhoffe, er werde durch wiederholentliche, freundschaftliche Rathschläge und Vorstellungen[1] seine Schwester Ulrike von der Nothwendigkeit zu überzeugen wissen, von dem Parteigetriebe fern zu bleiben und alle Thätigkeit ihren Freunden und den Gesandten der drei Höfe zu überlassen, die mit gleichem Eifer und besserem Erfolge an der Vollendung des geplanten Werkes arbeiten würden[2].

So ungefähr lauteten die Vorschläge, welche Panin durch Vermittlung des Preussischen Gesandten Friedrich dem Grossen unterbreiten liess. Dieser war mit der dem ersten Punkte zu Grunde liegenden Idee völlig einverstanden, weil sie dem Inhalt des Geheimartikels in dem Preussisch-Russischen Bündniss von 1764 durchaus entsprach, und weil er mit gutem Grunde hoffen durfte, seine Schwester werde die Vortheile zu würdigen wissen, welche die Abschaffung der Reichstagsbeschlüsse 1755–56 für die Erweiterung der königlichen Machtbefugnisse in sich schloss. Für eine Annäherung Schwedens an das „Nordische System“ oder für eine grosse Nordische Allianz vermochte er hingegen

  1. Wörtlich: „En Lui représentant la nécessité absolue de Se tenir tranquille, de ne point paraître ouvertement dans les manigances qu’on sera obligé de faire, de ne point outrer Ses prétensions, de ne pas Se former un parti séparé qu’Elle prétend gouverner seule, de ne pas donner par là sujet à des scissions dans le parti général, de ne pas faire à Sa Cour des distinctions trop marquées entre les personnes des factions différentes et, en un mot, de Se tenir entièrement hors du jeu“.
  2. „Mémoire sur les affaires de Suède“ (Beilage zur Depesche vom 13/24. Juli, auf Grund der Preussischen Mediaterlasse vom 23. Juni und 3. Juli), abgedr. in: Sbornik XXII, 277–81.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_319.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)