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in Schweden vorgeschlagen. Wenn man erwägt, dass diese Insinuation zu einer Zeit geschah, wo die Gerüchte von einem geheimen Einverständniss zwischen Ulrike und Katharina, einer Preussisch-Russisch-Schwedischen Tripelallianz u. s. w., wie wir im vorigen Capitel ausgeführt haben, allgemein geglaubt wurden[1], so kann es nicht befremden, dass Bernstorff anfangs die Aufrichtigkeit der Russischen Vorschläge bezweifelte. Doch gelang es Korff, im Verlaufe ihres Gespräches[2] alle Bedenken zu beseitigen, und am 7. Jan. 1764 erhielt der Dänische Gesandte Osten die Weisung, bei der Russischen Regierung die Erneuerung des früheren Defensivbündnisses zu beantragen und über das Zusammenwirken in Schweden Näheres zu vereinbaren. Natürlich war Panin über das unverhofft günstige Ergebniss der Bemühungen Korff’s hocherfreut, überschüttete ihn mit Lobesworten und versprach bei Erneuerung der Allianz auf die Dänischen Wünsche möglichste Rücksicht nehmen zu wollen[3].

Seine Freude war indessen nur von kurzer Dauer. Denn schon nach wenigen Tagen stellte es sich heraus, wie sehr man die Macht der Anhänger Frankreichs am Dänischen Königshofe unterschätzt hatte. Man erfuhr nämlich, dass der Oberhofmarschall Graf Moltke von dem Inhalt der Unterredung zwischen Korff und Bernstorff dem Französischen Gesandten Ogier in Kopenhagen Mittheilung gemacht hatte, welcher sofort den Baron Breteuil hievon benachrichtigte, so dass man befürchten musste, letzterer werde die günstige Gelegenheit benutzen, um der Königin Ulrike Misstrauen gegen die Absichten Russlands einzuflössen und in Schweden allgemeine Beunruhigung zu erregen.

Natürlich war man in Petersburg über diesen Vertrauensbruch tief empört. Sogleich wurde Korff angewiesen, in scharfen Worten bei Bernstorff über das zum mindesten unüberlegte Verfahren Moltke’s Klage zu führen und darauf hinzuweisen, dass eine so frühzeitige Offenbarung der beiderseitigen Unterhandlungen

  1. Noch am 5. November 1763 schreibt Bernstorff: „Le Roi souhaite vivement l’amitié et l’alliance de l’Impératrice, mais c’est la réalité qu’Il en souhaite et non l’apparence“. Corr. minist. II, 164 Anm.
  2. Ueber dieses Gespräch vgl. Solowjew XXV, 333.
  3. Rescript an Korff vom 27. Januar/7. Februar [Russ.]. Sbornik LI, 494 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_314.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)