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bestimmt formulirten Nordischen Programms bei der Russischen Regierung wahrzunehmen.

Schon gelegentlich der Preussisch-Russischen Allianzverhandlungen im Herbst 1763 hatte Panin dem Grafen Solms vorgestellt, ob man nicht England in dieses Bündniss hineinziehen und eine Tripelallianz schliessen könne[1]. Aber König Friedrich war keineswegs geneigt, mit einem Ministerium neue Verbindungen einzugehen, dessen „Infamie“ er noch vor kurzem zur Genüge kennen gelernt hatte, und er liess daher erwidern, er wünsche keine Allianz mit England; wenigstens, solange dort nicht ein Ministerwechsel eingetreten oder die Europäische Lage mehr geklärt sei[2].

Aber Panin liess sich durch die Zurückhaltung Preussens nicht entmuthigen, die er um so leichter zu überwinden hoffte, als er der festen Ueberzeugung lebte, England, Schweden, die protestantischen Fürsten Deutschlands und Dänemark würden nach Abschluss der Preussisch-Russischen Allianz freiwillig Schritte unternehmen, um dem Doppelbunde beizutreten. Genug, nach wie vor arbeitete er aufs eifrigste an dem Zustandekommen des Vertrages mit Preussen, der den anderen gewissermassen als „Modell und Muster“ dienen sollte, und suchte zu gleicher Zeit an den verschiedenen Europäischen Fürstenhöfen für seine Nordischen Pläne Propaganda zu machen[3].

In Uebereinstimmung mit dem früher erwähnten Rescript vom 2. Nov. 1763 hatte Korff (Anfang Dec.) dem Grafen Bernstorff in einer Unterredung die Erneuerung des Dänisch-Russischen Traktats von 1746 und ein gemeinsames Vorgehen

  1. Solms an Friedrich, 25. November/6. December 1763. Sbornik XXII, 168.
  2. Friedrich an Solms, 23. December 1763: Im Hinblick auf die Englischen Parteikämpfe, die zurückhaltende auswärtige Politik des dortigen Ministeriums und „la grande ligue qui semble être formée contre l’Angleterre par les liaisons des différentes branches de la Maison de Bourbon avec celle d’Autriche“ erachte er für das Beste „d’attendre à voix plus claire dans la tournure que prendra le système de l’Europe avant que de renouveler Mes liaisons avec l’Angleterre“. Sbornik XXII, 174.
  3. Solms an Friedrich, 2./13. März 1764: „L’ambition du Cte. Panin est de rendre sa Cour le mobile de la balance entre les Puissances Européennes; il souhaiterait de pouvoir opposer à cette ligue du Sud une union des Puissances du Nord“. Sbornik XXII, 221.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_313.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)