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diesem Zwecke verstehen. Gleichwohl liess die Kaiserin Katharina nichts unversucht, was eine lebhaftere Betheiligung Englands an den Schwedischen Angelegenheiten herbeiführen konnte, und ertheilte ihrem Gesandten A. Woronzow den Befehl, die Aufmerksamkeit des Grossbritannischen Hofes auf die verzweifelte Lage Schwedens und die für England so nachtheiligen Französischen Allianzvorschläge zu lenken, um, wenn möglich, durch solche Insinuationen die Englische Regierung wenigstens zur Absendung eines Bevollmächtigten nach Stockholm zu veranlassen[1]. Die Nachrichten Woronzow’s lauteten freilich wenig tröstlich. Ein Englischer Gesandter ohne Subsidien werde kaum den Abschluss einer Französisch-Schwedischen Allianz verhindern können, und auf Subsidien Englischerseits sei um so weniger zu rechnen, als das Londoner Ministerium vom Parlamente keinen Credit zu fordern wage[2]. Auch persönliche Interventionen in Petersburg bei dem Gesandten Buckingham[WS 1] hatten wenig Erfolg[3], und es hatte den Anschein, als werde Russland bei seinen Bestrebungen zur Aufrechterhaltung der Schwedischen Verfassung auf Englische Hilfe gänzlich verzichten müssen. Aber wider Erwarten erstand den Russen in ihren Todfeinden, den Franzosen, ein unfreiwilliger, aber wirksamer Helfer.

Die energische Antwort der Schwedischen Regierung auf die Französischen Bündnissvorschläge machte nämlich in Paris einen nachhaltigen Eindruck, da ein ausserordentlicher Reichstag in Stockholm unter den obwaltenden Umständen nichts anderes als den völligen Sturz des Französischen Systems in Schweden bedeutete. Der Herzog v. Praslin sah sich desshalb zur Nachgiebigkeit den Schwedischen Forderungen gegenüber genöthigt


  1. Rescript vom 22. October/2. November [Russ.], Sbornik LI, 50–51.
  2. Solowjew XXV, 340–341.
  3. Am 4. November schreibt B. an den Staatssecretär Sandwich, Bestuchew habe ihm erklärt, „that the Empress is determined to oppose the views of the French in Sweden and hoped for the concurrence of England. He also confirmed, what I had already heard from another quarter, that She is sending remittances to that Country“. Am 23. November berichtet derselbe von einer Unterredung mit Panin, der ihn fragte, „if I thought my Court migbt be induced to assist Her Imp. Maj. with some sums of money“ und in Folge der ablehnenden Haltung B.’s bemerkte, „that surely it was an object to prevent Sweden from becoming an absolute Monarchy“. Sbornik XII, 141 u. 145 (Petersburg 1873).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. John Hobart, 2nd Earl of Buckinghamshire, britischer Gesandter in Sankt Petersburg 1762–1765.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_305.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)