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waren in den Italienischen Provinzen duces, den duces tribuni unterstellt, während dem „praefectus praetorio per Italiam“ praesides oder judices provinciarum untergeordnet waren, welche wiederum in ihren Bezirken judices pedanei für die niedere Gerichtsbarkeit bestellten[1]. Nun hat aber die Trennung der militärischen und civilen Gewalt nicht lange Bestand gehabt; es scheint, dass die Officiere die Civilbeamten aus ihren Functionen verdrängt haben[2]. Schon in der Zeit Gregor’s des Grossen finden wir Tribunen in richterlichen Functionen[3]; da nun das militärische Amt des τουρμάρχης demjenigen des Justinianeischen tribunus entspricht, so mag es eine Erinnerung an die Vereinigung zweier ursprünglich getrennter Aemter sein, wenn wir in Byzantinischen Urkunden des 11. Jahrhunderts die Titel turmarcha et judex vereinigt finden[4]. Auch in Normannischen Urkunden findet sich der Doppeltitel turmarcha et judex[5], daneben auch vicecomes

  1. Vgl. über die Verfassung Italiens zur Zeit Justinian’s Hegel, Stadtverfassung I. p. 127 ff., p. 140, p. 176 ff., p. 222 ff. Die Präfecturen von Italien, Sicilien und Afrika haben wir uns als Conglomerate von Provinzen zu denken, die allgemeinen Sätze der Justinianeischen Gesetzgebung über den praeses provinciae beziehen sich auf die Unterbeamten der Präfecten: die consulares in Afrika und die judices provinciarum in Italien. – Weder die Basiliken noch die späteren Novellen kennen einen anderen richterlichen Vertreter des Statthalters als den assessor und den judex pedaneus; vgl. z. B. Zachariae, Jus Gr.-Roman.: Novellae. Coll. III Nov. 7, p. 257 ff.
  2. Dies ist die Ansicht von Hegel p. 181 u. p. 222 ff., mit der auch Armbrust, Die territoriale Politik der Päpste, Göttingen 1885, p. 86 ff. übereinstimmt. Vgl. jetzt auch L. M. Hartmann, Untersuchungen zur Geschichte der Byzantin. Verwaltung in Italien, 540 u. 750. Leipzig 1889.
  3. Vgl. Armbrust p. 103. Dem Lateinischen tribunus entspricht der Griechische τουρμάρχης: im J. 999 bestimmt der Katapan Gregorius, dass Streitigkeiten des Klerus vom Erzbischof von Bari μετὰ τῶν κατὰ τὸν καιρὸν πραττόντων τουρμάρχης zu entscheiden seien. Beltrani, Documenti Langobardi e Greci 12, vgl. p. 19 und Trinchera p. 20, wo Turmarchen in richterlicher Thätigkeit. Vgl. auch Hegel p. 181 u. p. 182 Note 2; auch Armbrust p. 101.
  4. Beltrani p. 17: Maraldus judex et turmarcha, derselbe p. 18 einfach als turmarcha; ein κρίτης Σημηνύτος τουρμάρχης p. 20; Ἰωάννης ἐπικλήσει Πανθέου καὶ κρίτης ὅτε Βυζαντήου τουρμάρχης p. 29.
  5. Derselbe Johannes judex et turmarcha, welcher das Amt im J. 1072 unter Byzantinischer Herrschaft bekleidet hatte, führte es im J. 1075 unter Normannischer Herrschaft (Beltrani p. 29 u. 30). In einer Urkunde des Grafen Goffrid von Monopolis (Monum. Neapol. V p. 108–109) vom J. 1086 findet sich ein Scribo imperialis spatharocandidus et kritis et turmarcha
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_043.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2022)