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von Fick[1] Ebenso kann hier nicht eingegangen werden auf die Frage, die auch im Deutschen Wörterbuch von Grimm aufgeworfen ist, ob nicht die Vorstellung Friede aus der sinnlichen des Zaunes und Geheges abgezogen wurde.

Reichere Ausbeute bietet dagegen eine Untersuchung der Worte in den Arischen Sprachen, die dieselbe Wurzel oder wenigstens dieselbe Bedeutung wie unser heutiges Wort Friede haben.

Im Gothischen wird εἰρήνη (siehe hierüber Curtius[2]) ausgedrückt durch gavairpi, welches dem Althochdeutschen giwurt (oblectatio) gleicht, aus gafripôn (placare) lässt sich aber auch auf ein Nomen schliessen, das wahrscheinlich fripus lautete und dem Althochdeutschen fridu entsprach. Uebrigens findet sich auch im Gothischen das Wort freis, frijei Freiheit, frei-hals; die Wurzel prei-, die hieraus wie auch aus dem Gothischen freidjan schonen, sich enthalten, gafripôn versöhnen zu erschliessen ist, ist identisch mit der aus frijôn lieben, frijapwa Liebe sich ergebenden Wurzel prei-, sorgen für, lieben (das Nähere bei Schulze[3], Diefenbach[4], Meyer[5], Feist[6]).

Im Althochdeutschen findet sich das Wort fridu, woraus dann im Mittelhochdeutschen vride wurde (vergl. Graff[7] und Schade[8]).

Neben diesem Gothischen fripus und Althochdeutschen fridu findet sich im Altsächsischen frithu (Schmeller[9]), im Niederländischen vrede (Dufflaei Etymologicum[10]), im Angelsächsischen

  1. Fick, Vergleichendes Wörterbuch d. Indogerm. Sprachen, besds. Theil VII: Wortschatz der German. Spracheinheit, 3. Aufl. 1874.
  2. Curtius, Grundzüge der Griech. Etymologie. 5. Aufl. 1879.
  3. E. Schulze, Gothisches Glossar, 1847; Gothisches Wörterbuch 1867.
  4. L. Diefenbach, Vergleichendes Wörterbuch der Gothischen Sprache. 1861.
  5. L. Meyer, Die Gothische Sprache, ihre Lautgestaltung insbes. im Verhältniss zum Altindischen, Griechischen und Lateinischen. 1869.
  6. S. Feist, Grundriss der Gothischen Etymologie. Inaug.-Diss. Strassburg 1888.
  7. E. G. Graff, Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdt. Sprache, 1834 ff. III S. 783 unter fri.
  8. O. Schade, Althochdeutsches Wörterbuch, 2. Aufl. 1872–1882 (Steinmeyer und Sievers).
  9. A. Schmeller, Glossarium Saxonicum. 1840 (Heyne).
  10. Kiliani Dufflaei Etymologicum. Ultraj. 1623 (Verwijs en Verdam).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_003.jpg&oldid=- (Version vom 19.12.2022)