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wurde, fand am 15. Juli in Abo eine von der Westfinnischen Studentennation veranstaltete Feier statt. Die Festrede im Solennitätssale des Lyceums hielt Prof. M. G. Schybergson. In kurzer Darstellung vergegenwärtigte derselbe die Geschichte der Finnländischen Univ., die unter manchen harten Prüfungen für Förderung des wissenschaftl. Lebens in Finnland und die Bildung der Nation stets kräftig gearbeitet hat. Bei der Fortsetzung der Feier in Kuppis (an welchem Orte Bisch. Heinrich die ersten Finnen getauft haben soll) sprach Mag. phil. J. Sjòros über die Vergangenheit des Finnischen Volkes. – Besondere Erwähnung verdienen die mit der Feier zusammenhängenden Publicationen. Eine illustr. Festschrift „Zum 250jährigen Gedächtniss d. Univ.“ erschien mit Beiträgen u. a. von Z. Topelius u. O. Hjelt. Verschiedene Abhandlungen jüngerer Verfasser, – unter denen für Historiker am bemerkenswerthesten: G. Granfelt, G. d. Westfinn. Nation 1640–1722; T. Carpelan, Abo in genealog. Hinsicht – waren zu dem anziehenden Buche „Das westliche Finnland“ vereinigt. Gewidmet wurde der Univ. die Biographie des Französ. Malers Hipp. Flandrin, von C. G. Estlander; und die 1885 gegründete „Svenska litteratursällskapet i Finland“ veröffentlichte die 2 ersten ihrer 1888 geplanten Schriften zur inneren G. d. Universität: Das medicin. Studium an d. Univ. in Abo von L. W. Fagerlund u. Rob. Tigerstedt und das jurist. Studium von A. Liljenstrand. – Eine kurze Uebersicht über die Arbeiten zur G. d. Univ. findet man in dem Artikel M. G. Schybergson’s: Ein Rückblick auf die G. d. Finnländ. Univ. (im Sept.-Heft der „Finsk Tidskrift“).     Schy.

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Es werden jetzt die schon aus d. J. 1889 stammenden Verfügungen bekannt, welche für den Geschichtsunterricht an den Preussischen Schulen von einschneidender Bedeutung sind. Die Angaben, welche wir im 1. Hefte dieses Jahrgangs über die geplante Erweiterung des geschichtl. Unterrichts brachten, erweisen sich damit im wesentlichen als richtig, aber als sehr unvollständig insofern, als sie gerade von dem, was nach der Absicht der Reformer die Hauptsache sein soll, nichts erwähnten. Als ganz besonders dringlich ist nämlich diese Seite der Schulfrage noch vor der geplanten grossen Reform des höheren Schulwesens, für welche jetzt eine Sachverständigen-Commission in Berlin zusammentritt, angegriffen worden aus Motiven, welche eine Cabinetsordre vom 1. Mai 1889 entwickelt.

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Diese stellt der Schule die Aufgabe, „der Ausbreitung socialistischer und communistischer Ideen“ und zwar besonders durch den Religions- und den Geschichtsunterricht entgegenzuwirken. Der letztere soll „zeigen, wie die Monarchen Preussens es von jeher als ihre besondere Aufgabe betrachtet haben, der auf die Arbeit ihrer Hände angewiesenen Bevölkerung den landesväterl. Schutz angedeihen zu lassen und ihr leibliches und geistiges Wohl zu heben, und wie auch in Zukunft die Arbeiter Gerechtigkeit und Sicherheit ihres Erwerbes nur unter dem Schutz und der Fürsorge des Königs an der Spitze eines geordneten Staates zu erwarten haben“. „Insbesondere vom Standpunkte der Nützlichkeit“ soll die Nothwendigkeit monarch. Institutionen für das Gedeihen des Einzelnen, die Unausführbarkeit und das Abschreckende der socialdemokrat. Ideale der Jugend klar gemacht werden.

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Auf diese Cabinetsordre hin hat am 27. Juli 1889 das Staatsministerium

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_402.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)