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den unerwarteten Tod des Cons.-Raths Wagenmann in Göttingen, an welchem das Unternehmen von seinem ersten Beginn an einen vortrefflichen Berather und Mitarbeiter für das Gebiet der evangel. Kirchengeschichte besessen hatte.

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Auf Grund der von der Comm. vollzogenen Wahl ist seitdem Prof. C. A. Cornelius zum Secretär derselben ernannt worden.

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Monumenta Germaniae historica. Der letzte Bericht der Centraldirection (s. in Heft 2 Nr. 101–111) deutet am Schlusse an, dass, sobald nur die äusseren Mittel vorhanden sind, ernstlich an den Wiederabdruck der älteren, theils vergriffenen, theils veralteten Bände gedacht werde. Es gibt uns das Veranlassung, noch nachträglich auf die bei der Aufnahme des Vorsitzenden der Centraldirection Geh. Rath Dümmler’s in die Berliner Ak. zwischen ihm und Mommsen gewechselten Ansprachen hinzuweisen (s. SBBAk ’89, 685–9). Man findet dort nämlich eine sehr bemerkenswerthe Aeusserung D.’s über die Einwirkung der früher vernachlässigten philolog. Beschäftigung mit dem MA. auf die krit. Behandlung der Texte. Wie ausgedehnt die philolog. Arbeit auf diesem Gebiete schon ist, zeigt ein Buch wie das von Bonnet (c. 800 p.) über das Latein Gregor’s v. Tours (s. Bibliogr. Nr. 2754). – Man wird sich demnach mit dem Gedanken vertraut zu machen haben, dass in Folge der fortschreitenden Leistungen der Philologie, welche das krause Latein des früheren MA. als ein organisches und nicht so ganz regelloses Gebilde betrachten lehrt, die in den ersten Monumenten-Bänden steckende Editionsarbeit vielleicht theilweise noch einmal zu thun ist. Einstweilen scheint es die Absicht der Direction zu sein, die Octavausgaben für die dringendsten Neubearbeitungen zu benutzen.

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Auf diese Serie der Scriptores rerum German. hat der Preuss. Cultus- Minister, einer Anregung des Vorsitzenden der Central-Dir. folgend, bekanntlich die Gymn.-Bibll. besonders aufmerksam gemacht. Je mehr das Hauptwerk der Monumenta anschwillt und je unerschwinglicher sein Preis wird, um so mehr ist allerdings auf die Handausgabe der Scriptores Gewicht zu legen, auf ihre Verbreitung und auch auf ihre zweckmässige Erweiterung. Manches Werk vermisst man noch ungern darin; nur beispielsweise seien genannt: die Annales Laurissenses (neben den Ann. Einhardi für Uebungszwecke), Hermann von Reichenau, Ekkehard v. Aura, ganz besonders die Pöhlder Annalen (wegen ihres Schatzes von echt Deutscher Sagen-G.), der Annalista Saxo (mit Nachweisung der neueren in ihm entdeckten Vorlagen-Excerpte; als centrales Sammelwerk Sächs. Annalen-Literatur auch für Uebungszwecke sehr geeignet), Sigebert von Gembloux, Cosmas von Prag (dessen Tschech. Ausg. in Deutschland wenig verbreitet sein wird), die Marbacher Annalen und die Colmarer Chronik. Später wird man wohl nicht umhin können, auch Stücke aus den Quartserien in diese Handausgabe aufzunehmen, so die Vita S. Severini, Jordanes, Gregor v. Tours, Fredegar, eine Auswahl aus Karoling. Gedichten und desgl. aus den Streitschriften der 2 Bände „Libelli de lite imperatorum et pontificum.“ – Also eine Menge von Desiderien, die freilich neben der Fortsetzung des grossen Hauptwerks nur nebenher befriedigt werden können, hoffentlich aber nicht zu lange zurückgelegt

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_393.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)