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zu Löwen, hat zwei neue Bände seiner grossen Arbeit[1] dem Druck übergeben; sie reichen vom Münsterer Frieden bis zur Besteigung des Spanischen Thrones durch Philipp V. N. trennt die Belgische nicht von der allgemeinen Europäischen Geschichte und lässt uns dadurch die Lage unserer Provinzen besser verstehen. Wie die vorhergehenden Bände sind auch diese eine sorgfaltig gearbeitete Compilation.

Sechzehntes Jahrhundert. Hugo Grotius schätzte in seinen Annales et Historiae de rebus Belgicis die Zahl der unter Karl V. ihrer Religion wegen getödteten Ketzer auf 100 000, und diese Behauptung wurde lange ohne Controle von allen Historikern übernommen. Im Laufe dieses Jahrhunderts aber begann man mehrfach, namentlich in Holland, die Frage von Neuem zu erörtern. F. van der Haeghen hat nun mit wahrer Gelehrtengeduld alle Martyrologien nachgeschlagen und sie mit den Urkunden der Archive verglichen[2]. Er ist zu dem Ergebniss gelangt, dass die Zahl der Reformirten, welche in unseren Provinzen auf Grund der Ketzeredicte hingerichtet wurden, 2000 nicht übersteigt. Seine Arbeit scheint abschliessend zu sein.

Vorzüglich ist die dem Privatleben Karl’s V. gewidmete Studie von de Ridder[3], nach Archivalien und zeitgenössischen Memoiren. Der Don Juan d’Autriche von van Arenbergh[4] dagegen ist zwar gut geschrieben, zeigt aber, dass der Autor in histor. Kritik wenig erfahren ist.

Achtzehntes Jahrhundert. In seinem Buch über Febronius[5] hat Kuntzinger gezeigt, welchen bedeutenden Einfluss dessen Lehren auf Joseph II. ausübten. Namentlich in dem „Liber singularis“ muss man die Quelle der religiösen Reformen des Kaisers suchen, hauptsächlich seines Toleranzedicts und seiner Decrete über die Klöster, das „Placet regium“ und das allgemeine Seminar. K. beschränkt sich durchaus nicht auf diesen einen Punkt; – er schildert das ganze Leben des berühmten Trierer Bisohofs und seine Kämpfe gegen die Römische Curie. Seine Abhandlung ist ein Werk solider Gelehrsamkeit, mit gründlicher Kenntniss der gedruckten Quellen und mit Benutzung ungedruckter Urkunden aus den Archiven zu Trier und Brüssel und dem Hontheim’schen Familienarchiv.

Provinzial- u. Localgeschichte. Seit dem Mittelalter gab es

  1. Cours d’hist. nationale. XXIII u. XXIV. Vgl. Bibliogr. ’89, 4082 u. ’90, 2387.
  2. Vgl. Bibliogr. ’90, 1116.
  3. Vgl. Bibliogr. ’90, 344.
  4. Brügge, Desclée. 124 p. 2 fr. 50.
  5. Vgl. Bibliogr. ’90, 1337. 4 fr.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_387.jpg&oldid=- (Version vom 19.12.2022)