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quondam Petri de – – – [Lücke]“ und 1273: „Magistro Nichole quondam Petri de cappella sancti Blasii pisa – – –“.

Prof. Frey sieht in der Sieneser Urkunde wieder Apulien und betrachtet es als Geburtsland des Nicola selber. Da wir nicht wissen, wie der Zusatz „de Apulia“ betont wurde, ist nicht zu erweisen, dass der Notar am 11. Mai 1265 das Süditalienische Königreich hat bezeichnen wollen. Was wäre an sich dagegen, wenn der Steinmetzmeister Nicolaus von Pisa als Herkunft seines Vaters „dapolía“ angegeben und der Notar die Laute nicht besser in sein Amtslatein zu bringen gewusst, als durch „Pietri de Apulia“, wobei er sich beim Taufnamen noch nach dem Klang der Vulgärsprache verschrieb? Mir scheint, Prof. Frey bat allzu kühn und allzu zuversichtlich seine ganze Thesis auf die Kürze eines i gebaut. Für mich dagegen hat die Frage viel weniger Bedeutung, da ich den Zusatz nur auf den Vater beziehe. Das schliesst ja nicht aus, dass Niccolò noch an dem früheren Wohnsitz des Vaters, von dessen Stand wir nichts wissen, zur Welt gekommen sei. Aber die Bedeutung für seine künstlerische Herkunft und seine technische Schulung bleibt sehr problematisch, mag nun Pulía bei Lucca als nächstgelegenes Oertchen oder das ferne Reich Apulien dafür in Anspruch zu nehmen sein. Der Kunsthistoriker hat die Erklärung von Niccolò’s Können zunächst im Umkreis der Pfarrei St. Blasien an der Brücke zu Pisa aufzusuchen.

Fr.’s Einleitung zu seinem letzten Artikel spiegelt dem Leser eine völlig in der Luft schwebende Fata Morgana vor. Und seine Behauptung: „In dem plastischen Schmuck (der Kanzel zu Pisa) offenbaren sich Stil wie Technik, die nur an die Antike erinnern, mit Rücksicht auf die gleichzeitigen wie früheren Denkmäler Toscanas völlig neu erscheinen“ – ist eben die willkürlichste Vorwegnahme, für die wir Kunsthistoriker erst „einen vollgültigen wissenschaftlichen Beweis“ verlangen, aber aus Denkmälern nicht aus Archivalien. Erst wenn die Erklärung aus mittelalterlicher Localschule und Antiken-Nachahmung in Pisa nicht möglich ist, darf weitere Umschau gehalten werden. Der Weg Frey’s ist unmethodisch und gerade das, was ich unter einer „leichtfertigen Erneuerung der Crowe’schen Hypothese“ verstehe.

Geht Herr Prof. Frey dann noch weiter und sagt, die archivalische Notiz aus Siena habe auf meine Darstellung der Anfänge der Toscanischen Sculptur im Mittelalter, wie ich sie im „S. Martin von Lucca“ zu geben versucht, bestimmenden Einfluss gehabt; ich sei wohl gar durch „Milanesi’s Entdeckung“ erst zu den Resultaten meiner Arbeit gelangt, so irrt er doch gründlich. Er bezeichnet das, was ich daraus gewonnen oder daraus gemacht, unrichtig als Hypothese.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_373.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)