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ebenso, wie durch die ausserordentlich ehrenvollen Seitenhiebe gegen meine „Gelegenheitsschrift“ über Donatello und den ersten Band meiner unbequemen „Italienischen Forschungen“. Nur ein einziger der acht Paragraphen seiner ersten Antwort geht auf die Sache ein, derentwegen ich bei ihm angepocht. Und dieser einzige sachlich hierher gehörige Satz Nr. 8 enthält den vollgültigen Beweis, dass die von mir angezweifelte Behauptung auf nichts als Silbenstecherei hinausläuft, d. h. gerade das, was ich einzig und allein auf seinen Angriff gegen Bode ihm vorrücken wollte.

Er meint, ich kenne nicht einmal den Namen der Ortschaft, da bei mir Apulia, Pulia und Puglia durcheinander gehen. Ich habe absichtlich diese drei Schreibweisen nebeneinander gebraucht, weil sie so in unsere kunsthistorische Literatur übergegangen und so bei den Italienern (Repetti, Milanesi) vorkommen, die ich in der Orthographie ihrer heimischen Ortsnamen zu verbessern mir nicht anmasse und weil die Möglichkeit eines wenn auch irrthümlichen Wechsels in der Betonung bei den modernen Italienern nicht ausgeschlossen schien. Dass Puglia modern ist, weiss Jedermann, wie dass Apulia lateinisch sein will, gleich gut ob Apúlia oder Apulía (aus vulgär „a pulía“) betont worden. Die Form Pulia bleibt für das Mittelalter. Dass aber für modernes Puglia die mittelalterliche Schreibung Pulia sprachlich unmöglich sei, wie Prof. Frey will, glaube ich nicht: ich erinnere nur an „agulia = guglia“ für den Vaticanischen Obelisken in den Mirabilia Romae (ed. Parthey). Da die Betonung des Lucchesischen Vorortes Pulìa feststeht, wie übrigens ausdrücklich auch in den Memorie Lucchesi IV, 1. p. 162 bemerkt wird, so ist die Schreibung Puglia falsch. Mir scheint aber, Prof. Frey selbst wirft neuerdings wieder beides durcheinander, indem er die etymologische Erklärung aus ahd. pful, ags. pol, pul (palus) vorschlägt, die sich mit der Betonung auf dem i wohl schwer verträgt. Doch das sind schon Allotria, welche er seinen Fachgenossen anbietet; mich gehen sie nichts an.

Muss aber der Lucchesische Name Pulía, also auch latinisirt Apulía gesprochen werden, so folgt vor allen Dingen, dass Frey’s Ausspruch gegen Bode und Tschudi falsch formulirt war, da der von ihm getadelte Irrthum nur auf Orthographie, ja auf Betonung allein hinauskommt. Seine Verbesserung durfte nur besagen: „der fragliche Ort bei Lucca heisst nicht Puglia, sondern Pulía“. Prof. Frey dagegen gab ihm die Fassung: „eine Ortschaft Puglia hat niemals existirt“, und macht so die Leser glauben, die Verfasser des Berliner Katalogs hätten sich durch eine völlig aus der Luft gegriffene localpatriotische Erdichtung von Milanesi wer weiss wie düpiren lassen! Diese Uebertreibung des Sachverhalts durch irreführende Ausdrucksweise

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_369.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)