Seite:De DZfG 1890 04 363.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

trotzdem nicht daher gekommen sein? Wenn Bildhauer wie Gruamons, Adodat, Robertus und wie die schwächlichen scarpellini Pistojas und Luccas heissen mögen, vermöge einer eigentlichen „kunsthistorischen Methode“ zu Nicola’s Vorläufern gemacht werden, so sehe ich nicht ein, warum nicht auch einmal auf Grund einer anderen eigentlichen kunsthistorischen Methode, etwa via Madonnenstatue des Presbyters Martinus aus Borgo San Sepolcro (in Berlin), Reliefs an und in der Pieve von Arezzo etc., dieses Experiment mit Pulia Aretina und Arezzo selbst vorgenommen werden kann? Diese Ortschaft hiess aber, wie es scheint, Pulia (über die Betonung bin ich mir nicht klar) und wird als castrum in einer Urkunde von 1149 charakterisirt[1].

Aber zugegeben, Pulia bei Lucca komme allein in Betracht. Repetti’s Angaben bestehen aus Wahrem und Falschem. Er nennt richtig Pulia eine contrada – Gegend, Terrain. Daraus wird bei Milanesi un paese, dann un villaggio di Puglia; bei Schmarsow ein Flecken aus vier Gemeinden[2]. Davon steht bei Repetti kein Wort. Repetti irrt aber hinsichtlich des Namens der Contrada und darin, dass vier Kirchspiele nach diesem Terrain benannt worden seien. Wäre das richtig, dann hätte, da Nicola doch nur in einem wohnen konnte,

  1. Jeronimus d. gr. Aretinus episcopus concedimus ecclesiam quandam iuris nostri (St. Ilario) – prope civitatem Aretinam iuxta castrum quod nuncupatur Pulia a. 1149 (ann. Camald. III p. 449b, p. 304; IV p. 200b). Das Kastell liegt auf einem Hügel 3 Kilometer von Arezzo entfernt (nach Repetti 3 Miglien), wie mir Comm. Gammurrini und Ubaldo Pasqui geschrieben haben. In ihrem Briefe citiren sie folgende Actenstücke: „a. 1085 Infra comitatu Aretino infra plebe Sante Marie – ad vocabulo plano de Pullia“ – „a. 1269 Ecclesia S. Ilarii est apud stratam qua itur ad Subbianum et in Casentinum subtus villam de Pullia.“ Pullia wäre fino dal 1077 e che conserva tuttora, die richtige Form. Das bezweifle ich aber mit Rücksicht auf die Form Pulia a. 1149. Apulia käme nur ein einziges Mal a. 1215 vor in einer Urkunde, die Herr Pasqui trotz eifrigem Suchen nicht habe finden können. Ist Apúlia (was ich nicht glaube) richtig, dann ist die Form Pulia in den ann. Camald. ungenau. Apúlia und Púllia sind vereinbar; Pulia und Pullia nicht. Bei Apulia, Pullia könnte man Formübertragung vom südlichen Apulia her annehmen. Welche Betonung heute (wie im Mittelalter) üblich ist, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Dass Nicola Pis. auch nicht in Pulia Aretina zur Welt gekommen ist, brauche ich nicht zu erwähnen.
  2. Sch. p. 137. Dazu die Anm.: „Gegenüber jeder leichtfertigen (sic!) Erneuerung des Crowe’schen Erklärungsversuches muss auf die Triftigkeit des Unterschiedes in der urkundlichen Bezeichnungsweise der Zeit (sic!) zwischen ‚de Apulia‘ und ‚de partibus Apulie‘ hingewiesen werden, auf welche Milanesi aufmerksam macht. Historiker [sic!] sollten das nicht missachten.“
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_363.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)