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wiederum kenne ich Beispiele, wonach bei Stadt- und Ortsnamen, trotzdem das Instrument in derselben Provinz abgefasst ist, (ad 1), eine nähere Bemerkung wie de civitate steht. Eine wissenschaftliche Untersuchung über den Toscanischen Notariatsstil, worauf sich Milanesi berufen zu wollen scheint, wäre höchst erfreulich – è ormai provato per tante scritture etc. –; aber Milanesi hat sich leider nicht um die Darlegung der Sprache, Formeln und Gewohnheiten Toscanischer Notare bemüht, trotz der Fülle des Materiales, das ihm zu Gebote stand. Wohl aber habe ich mir ein wenig den Sprachgebrauch in Urkunden aus jenem Jahrhundert angesehen und betone, dass ich bestimmte Regeln in der Beziehung nicht gefunden habe, dass entsprechend dem Zustande der Sprache vor Dante in den Formen und Redewendungen Freiheit herrschte.

Mit solchen Regeln ausgerüstet und mit Hilfe von Repetti’s Dizionario geografico etc. della Toscana t. I p. 102, IV p. 678 hat Milanesi sogar zwei Ortschaften in Toscana gefunden, „detti nelle vecchie carte latine Apulia, ed oggi volgarmente Puglia o Pulia“: das eine im Territorium von Arezzo und das andere nel suburbio di Lucca[1]. Ohne Weiteres entscheidet er sich für Apulia bei Lucca, als den richtigen Geburtsort Nicola’s: „E di quest’ ultimo noi abbiamo buone ragioni per credere che parli il citato strumento.“ Leider führt er diese guten Gründe nicht an. Was hat denn Apulia oder vielmehr Pulia bei Arezzo gethan, dass es einfach bei Seite geschoben wird? Mag Arezzo für die Toscanische Kunst nicht von der Bedeutung gewesen sein wie Pisa, Lucca, Siena, Pistoja etc.; warum kann Nicola Pisano

    Schmarsow (DZG 2, p. 429) citirte Willelmus de Apulia a. 1124 als gebürtig aus Apulien zu verstehen. Bei der Gelegenheit möchte ich auf die oberflächlich von Sch. zusammengerafften Beispiele hinweisen. Er nennt Wilhelm de Apulia den Rechtsbeistand des Bischofs von Lucca. Das ganze Citat Sch.’s findet sich mit demselben Fehler bei Repetti (nur dass Sch. Seitenzahl und Jahr der von ihm benutzten Ausgabe beigesetzt hat). Der Satz bei Sch.: „weitere Nachweise etc.“ steht ebenfalls bei Repetti. Sch. hat nur leichthin die Docc. Lucch. durchgeblättert. Dass Wilhelm, der Advocat der Markgrafen von Este, ein Apulier war, wird auch daraus wahrscheinlich, weil einer der Markgrafen (Hugo) eine Tochter Robert Guiscard’s zur Gemahlin hatte, in deren Gefolge sich Süditaliener befinden mochten.

  1. Repetti I p. 102: Apulia o Pulia di Lucca. Contrada (!) nel suburbio meridionale di L. Dà il suo nome a 4 popoli: S. Colombano, S. Concordio, S. Pier maggiore e S. Ponziano di Pulia. Questo nome derivato dalle acque che pullulano dal suolo, viene rammentato sino dal sec. VIII. etc. IV p. 678. Puglia o Pulia (Apulia) presso Lucca. Ferner Puglia, Pulia (Apulia) nel Val-d’Arno aretino. Vill. con chiesa parrocchiale etc. resiede sopra vaga collinetta etc.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_362.jpg&oldid=- (Version vom 17.12.2022)