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Das Vicekanzellariat Kaspar Schlick’s. Man hat in neuester Zeit nicht beachtet, dass Kaspar Schlick vor seiner Erhebung zum Kanzler Kaiser Sigmund’s sich längere Zeit officiell des Titels Vicekanzler bediente. Im Gegensatz zu Wencker[1] und Aschbach[2], die beide von Kaspar auch als Vicekanzler reden, sagt Lindner[3]: Einen Vicekanzler finde ich seit dem Amtsantritt Georg’s von Passau (er war Kanzler 1417–1423) nie in den Unterfertigungen. Bresslau[4] lässt Schlick zum Protonotar und dann sofort 1432 oder 1433 zum Kanzler aufsteigen. Dem gegenüber ist zu bemerken, dass Schlick, dessen subscriptio Lindner am 7. Juli 1427 zum ersten Male findet, am 5. August 1429[5] sich in einem Briefe an Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg unterzeichnet: „Ewerr furstlichen gnaden williger Caspar Slik beider kůniglicher insigel iczund vicecancellarius“. Am 20. October 1429[6] schreibt der Nürnberger Peter Volkmer an Schlick: „Dem erbern und weisen hern Casparn Slicken prothonotarii und secretarii jetzunt vicecancellario etc. meinem lieben herren und goenner“. In den Urkunden der folgenden Zeit unterfertigt Schlick nur „ad mandatum domini regis, Caspar Slick“. Am 6. Mai 1432 zeichnet er, zum ersten Male für uns in officieller Form[7], in einer Urkunde Sigmund’s[8] „ad mandatum domini regis Caspar Sligk vicecancellarius“. In dieser Eigenschaft begegnet er uns wieder in der Unterschrift am 1. November[9] und 3. December[10] 1432 und ferner 1433, 15. April[11] und 4.[12], 20., 21. u. 22.[13] Juni. Vicekanzler nennt er

  1. Collecta archivi et cancellariae jura. Argentorati 1715. p. 410.
  2. Gesch. Kais. Sigmund’s Bd. IV p. 433, der sich auf den nicht zuverlässigen Windeck stützt, während Wencker auf den Eid von 1433 Apr. 7, s. unten p. 348 Note 1, Bezug nimmt.
  3. Urkundenwesen Karl’s IV. und seiner Nachfolger (Stuttgart 1882) p. 35.
  4. Handbuch der Urkundenlehre Bd. I (Leipz. 1889) p. 400.
  5. RTA. IX Nr. 228 p. 306.
  6. RTA. IX Nr. 270 p. 339.
  7. Die Briefe von 1429, 5. Aug. u. 20. Okt. sind keine königlichen.
  8. Für Joh. Franz von Gonzaga (Ernennung zum erblichen Markgrafen von Mantua): in Wien, H.-H.-St.-A. Registraturb. J fol. 185ab.
  9. Urkunde Sigmund’s für eine Mariana: in Siena, St-A. Lett. conc., von mir unter Briefen von a. 1434 gefunden.
  10. Vollmacht Sigm.’s für Hzg. Wilh. v. Baiern und Joh. ep. Curiensis, gedruckt u. a. Martène, Ampl. coll. VIII, 233–237.
  11. Sigmund an das Basler Concil: Venedig, Markusbibl. cod. lat. Z 166 fol. 146b f.
  12. Sigm.’s Waffenstillstand mit Venedig: in Wien, Registraturb. K fol. 7b.
  13. 20., 21. u. 22. Juni, Urkunden Sigm.’s für Zürich: Zürich, Staatsarchiv, Urkk. Stadt u. Landschaft Zürich Nr. 108 (Juni 20); Nr. 1856 (Juni 21); Nr. 1857 u. Nr. 2893 (Juni 22).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_347.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2022)