Seite:De DZfG 1890 04 329.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vicoaro passirte, hatte er fünfhundert Ritter bei sich[1]. Der Rückzug der spärlichen Trümmer von Konradin’s erstem und drittem Treffen ist von Karl von Anjou durch keine Verfolgung belästigt worden. Vorsichtiger als vorher die Feinde, hielt er seine Leute beisammen, da er einen weiteren Kampf, mit dem unter Heinrich von Castilien auf der Verfolgung begriffenen zweiten Treffen Konradin’s nämlich, voraussah. Die Franzosen blieben in Reih und Glied – nur sassen die Reiter ab, und entledigten sich der Helme, um Luft zu schöpfen. Sie standen jetzt auf dem Schlachtfeld, auf dem sie eben siegreich gekämpft hatten, zwischen dem Giessbach und Capelle, aber Front gegen Nordosten, gegen das Hügelgelände von Alba, von wo Heinrich von Castilien zu erwarten war.

Als der Infant von der Verfolgung der geschlagenen Feinde zurückkehrte, und von den Hügeln von Alba aus der in Schlachtordnung vor ihm stehenden Feinde ansichtig wurde, glaubte er zuerst, das übrige Heer Konradin’s vor sich zu haben, das nach siegreichem Kampfe die anderen Truppen Karl’s besiegt habe. Aber bei grösserer Annäherung wurde er seines Irrthums gewahr, indem er die Französischen Feldzeichen erkannte. Doch die Bestürzung über diese Wahrnehmung lähmte nicht lange Entschluss und Thatkraft. Zunächst warf er sich auf das Französische Lager – von den Knappen und den Fussgängern, die in demselben waren, wurden viele niedergemacht. Dann erquickten sich Heinrich’s Leute nach den Anstrengungen der langen Jagd an dem Wein, der im Französischen Lager für die Ritter Karl’s bereit gehalten wurde[2].

  1. Ann. Placentini S. 528. Dieselbe Zahl gibt auch D’Esclot, s. oben S. 303.
  2. Diese Einzelheit, die Primatus S. 601 berichtet, während die Historiae regum Franciae continuatio Parisiensis a. a. O. S. 607 wenigstens auch hervorhebt, dass Heinrich auf der Rückkehr von der Verfolgung durch das Französische Lager gekommen sei, verdient gewiss Glauben. Damit ergibt sich von selbst, dass die in verschiedenen Quellen, z. B. Saba Malaspina, Bartholomäus de Neocastro, Ferreto Vicentino, im Chronicon Placentinum begegnende Angabe, die Konradiner hätten das Französische Lager geplündert, unrichtig ist. Dieselbe, die mit dem wirklichen Verlauf der Schlacht, wie er sich nach den besten Quellen sicher stellen lässt, unvereinbar ist, erklärt sich in ihrer Entstehung leicht als eine Folgerung aus der allgemein bekannten Thatsache, dass den Konradinern ihr voreiliges
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_329.jpg&oldid=- (Version vom 13.10.2022)