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ja von vornherein als genauer unterrichtet über die Schlachtordnung des eigenen Heeres angesehen werden, denn die Französischen und von Französischer Seite bedienten Berichte.

Dass die letzteren aber einstimmig Heinrich von Castilien als Führer des ersten feindlichen Treffens nennen, erscheint vollkommen erklärlich und begreiflich. Während das Vordringen der Konradiner an der vom Feinde besetzten Holzbrücke über den die beiden Heere trennenden Giessbach ins Stocken kam, machte Heinrich nach rechts ausbrechend mit seinen Truppen die Seitenbewegung bachabwärts, die ihn an eine Stelle brachte, wo die Gestaltung der Ufer es gestattete, den Bach zu überschreiten, und den Seitenangriff am andern Ufer auf die Gegner auszuführen, der dieselben vollständig unvorbereitet traf und sich darum so vernichtend für sie gestaltete. Thatsächlich hat also Heinrich, da er den ersten Angriff auf die Franzosen machte, das erste Treffen auf Seite Konradin’s geführt, zu dem das ursprünglich zweite Treffen durch die glücklich von Heinrich ausgeführte Seitenbewegung geworden war.

Fasst man die eingehende Schilderung des Primatus-Nangis ins Auge, so wird man es als geradezu unmöglich bezeichnen dürfen, dass Heinrich von Castilien das erste Treffen Konradin’s geführt haben kann.

Dieses erste an der Spitze marschirende Treffen stösst auf das Hinderniss der vom Feinde besetzten und vertheidigten Brücke. Der Marsch der Konradiner kommt an dem Hinderniss ins Stocken. An der Brücke wird gekämpft, an den Ufern zu beiden Seiten derselben breiten sich die Abtheilungen der ersten Treffen beider Heere aus.

Dass nun von diesem ersten, an der Brücke gezwungen Halt machenden Treffen des Staufischen Heeres jene Rechtsbewegung bachabwärts und das Durchfurthen des Wassers so vollständig unbemerkt von den Gegnern hätte ausgeführt werden können, wie es wirklich geschehen ist, und wie es allein die Wirkung des ganz unvorhergesehenen Angriffs erklärt, glaube ich als ein Ding der Unmöglichkeit bezeichnen zu müssen. Alles wird dagegen klar und verständlich, wenn wir mit den Annales Placentini Heinrich von Castilien seinen ursprünglichen Platz an der Spitze von Konradin’s zweitem Treffen anweisen, das in gehörigem Abstand vom ersten vorrückend Halt zu machen gezwungen wurde,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_321.jpg&oldid=- (Version vom 13.10.2022)