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Quellen dagegen, wie schon bemerkt, nicht ins Gewicht fallen kann, da sie mit dem Todtschweigen des ihnen unbequemen Umstandes, dass der König zunächst gar nicht am Kampfe Theil genommen, auch ein Verdienst, das sich Erard in angegebener Weise erworben, unterdrücken mussten.

An der Angabe des Primatus, dass Erard in dem letzten Kampfe gegen die Spanier endlich die Entscheidung herbeigeführt habe durch den Hinweis darauf, es komme alles darauf an, die festgeschlossene Ordnung der Feinde zu lockern, und durch die unter Billigung Karl’s dann von ihm mit ungefähr 30 Rittern ausgeführte verstellte Flucht, die ihren Zweck erreichte, wird man gewiss nicht zu zweifeln brauchen, um so weniger, als in der allgemein gehaltenen Hervorhebung des Erard in andern Französischen Quellen die Kenntniss von einer besonderen Bedeutung des Kreuzfahrers hinreichend hervortritt.

Ich erkenne also das, wie mir scheint, historisch wohlbegründete Verdienst des Erard de Valery in der Schlacht bei Alba darin, dass er 1. den König von voreiligem Hervorbrechen mit dem unversehrten, gedeckt stehenden dritten Treffen, bei dem er selbst sich befand, abgehalten hat und den richtigen Augenblick für den Angriff bezeichnete; 2. dass er in dem letzten schweren Kampf mit den Spaniern ebenfalls die Entscheidung herbeigeführt hat durch die von ihm geleitete verstellte Flucht, um die Spanier zu der von ihm als unerlässlich bezeichneten Lockerung ihrer Schlachtordnung zu reizen.

Immerhin mag also dem Erard der Ruhm bleiben, nach Dante’s Ausspruch der Sieger von Alba zu heissen. Wenn ihn aber der göttliche Sänger ohne Waffen siegen lässt, so ist das eine Beeinträchtigung der Verdienste Erard’s, die er selbst schmerzlich empfunden haben würde, vor der ihn aber besonders die Angaben des Primatus hinlänglich schützen[1].

  1. Wie alt Erard war, ist nicht bekannt. Aber nach der Art und Weise, wie ihn Primatus mitten im Handgemenge einführt, sollte man vermuthen, dass Dante’s Bezeichnung des Helden als „vecchio Alardo“ schwerlich begründet, wohl nur vom Dichter auf dem Wege der Folgerung gefunden sein dürfte.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_319.jpg&oldid=- (Version vom 12.10.2022)