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Castilien wirft das ihm entgegenstehende Treffen Karl’s, Provençalen und Picarden, die anderen Leate Konradin’s stürzen sich auf das zweite Treffen Karl’s unter Anführung des Grafen von Flandern und schlagen auch dieses, Konradin ist Herr des ganzen Schlachtfeldes: „poichè cavalieri e fanti s’erano dati alle gambe“. Während einige die Fliehenden verfolgen, steigen die Andern von den Pferden, um den Gefallenen die Rüstung abzuziehen, im Glauben, Karl selbst habe an der Schlacht theilgenommen und sei in derselben gefallen. Karl steigt auf den Hügel, überblickt die Sachlage, fordert in einer kurzen Ansprache seine Ritter zu entschlossenem Angriff auf die ungeordneten Feinde auf, der dann auch so ausgeführt wird und den Erfolg für Karl sichert. Konradin mit 500 Rittern rettet sich in der Richtung gegen Rom, Heinrich von Castilien flieht in eine Abtei, wird aber von den Mönchen derselben an Karl ausgeliefert und von diesem ins Gefängniss geworfen.

Eine ganz eigenartige Stellung unter allen die Schlacht erzählenden Quellen nimmt die Anfangs des 14. Jahrhunderts geschriebene Chronique de Morée[1] ein, deren ganzer Bericht auf eine Verherrlichung des Wilhelm von Villehardouin, Fürsten von Morea, hinausläuft, ohne dass anderweitig auch nur das Geringste von einer Anwesenheit und Theilnahme desselben bekannt wäre[2]. Mit 1100 Pferden landet Wilhelm von Villehardouin zu Brindisi, und kommt zu Karl nach Benevent. Als die Heere Karl’s und Konradin’s sich gegenüberstehen, nimmt Wilhelm, erfahren in den Listen des Orients, eine Schaar Ritter und besteigt mit diesen einen Hügel, um Konradin’s Heer auszukundschaften. Er meint zu seinen Begleitern, der Feinde seien doppelt so viel als Streiter auf ihrer Seite, und entwickelt dann Karl seinen Plan: „che non si combatesse con loro alla Franca apertamente per esser li Alemanni molto fieri e forti e in gran numero, ma ch’ era da combatter con le astuzie levantine al modo de Greci e Turchi e che a questo modo sperava vittoria“. Wilhelm

  1. Ich bin auf die Benutzung der Italienischen Fassung bei Hopf, Chroniques Gréco-Romandes S. 454 angewiesen.
  2. Hopf bei Ersch u. Gruber Sect. I, Th. 85 S. 290, dem ich selbst Kopp, Buch V S. 230 folgte, nimmt dieselbe an, ohne weitere Stütze als das – wie ich weiterhin zeige – werthlose Zeugniss einiger Villanitexte, und zeiht daher den Bericht der Chronique de Morée nur der Uebertreibung.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_303.jpg&oldid=- (Version vom 12.10.2022)