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trügerisch. Herr College Cesare Paoli in Florenz hat die Güte gehabt, den betreffenden Codex durch seinen Schüler, Hrn. Dr. Marchesini für mich einer genauen Prüfung unterziehen zu lassen. Dieselbe lieferte das Ergebniss, dass der Verfasser des im genannten Codex enthaltenen Geschichtswerkes, in dessen Mittelpunkt die Stadt Neapel steht, den Villani sehr stark benutzt hat, ihn theils geradezu ausschreibend, theils abkürzend, die Abschnitte aber, die mit dem Königreich Neapel keinen Zusammenhang haben, weglassend. In dem uns interessirenden Abschnitt macht der Verfasser dieser Chronik auch einige Zusätze zu dem, was er aus Villani entnimmt, doch sind dieselben nicht der Art, dass wir für dieselben eine besondere, neben Villani von ihm benutzte Quelle vorauszusetzen hätten.

Eine andere Verarbeitung wohl derselben Legende von Aquila, die Villani benutzt hat, haben wir bei Boetio di Rainaldo di Poppletto Aquilano, volgarmente Buccio Ranallo, Delle cose dell’ Aquila dall’ anno 1252 fin al anno 1362[1]. Der Verfasser dieses historischen Reimwerks war ein Patricier von Aquila. Seit dem Jahre 1310 Augenzeuge mancher der von ihm erzählten Begebenheiten, begann er die Abfassung desselben wohl 1343, schreibt 1362 gleichzeitig, und ist 1363 gestorben.

Die Darstellung der Schlacht bei Alba, oder wie Boetio sagt, in Marse, beginnt in dem Gedicht mit Strophe 94 und reicht bis Strophe 142 einschliesslich – wobei aber zu bemerken ist, dass die Strophen 100–106 einschliesslich in einen ganz andern Zusammenhang gehören und nur irrthümlich in die Schlachtschilderung hineingerathen sind[2]. Die Schlachtschilderung selbst ist vollkommen sagenhaft. Karl von Anjou lässt in jedem der verschiedenen Heerhaufen, in die er seine Streitmacht gliedert, einen Ritter seine Rüstung anlegen, Strophe 98. Drei seiner Heerhaufen werden geschlagen (Nr. 99), besonders ein Deutscher, der Cavalier della polzella, thut Wunder der Tapferkeit (Nr. 107. 108). Karl an der Spitze des vierten Heerhaufens – „settecento baruni de bonu ardimento havea“ – denkt an Flucht (Nr. 109), die aber einer seiner Ritter ihm als ganz aussichtslos widerräth (Nr. 110). Inzwischen ist es bereits Abend geworden, und es

  1. Muratori, Antiq. VI, 544 ff.
  2. Muratori a. a. O. S. 544 Anm. 18 Strophe 110 ist zu lesen Se te statt Sete.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_297.jpg&oldid=- (Version vom 12.10.2022)