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Aber ohne jedes militärische Verständniss verknüpft Primatus diese Einzelheiten mit dem ersten Zusammenstoss Heinrich’s mit den Franzosen, während es doch auf der flachen Hand liegt, dass sie nur zu dem zweiten Zusammenstoss gehören können, da ja durch Erard’s verstellte Flucht und die dadurch möglich gemachten Kämpfe à bras étendu die Entscheidung herbeigeführt worden ist. Allein schon der knappe, aber klare Bericht der Annales clerici ut videtur Parisiensis ermöglicht es, in dieser Beziehung das Unverständige von Primatus’ Vorgehen nachzuweisen.

Primatus-Nangis bilden für viele Französische Berichte die Hauptvorlage. So benutzt den Primatus[1] das Chronicon Hanoniae quod dicitur Balduini Avennensis[2], wie sich besonders in der ihm entlehnten unrichtigen Angabe von der Belagerung Lucerias zeigt. Der kurze Bericht ist ganz bedeutungslos. Ohne selbständigen Werth ist neben der von ihr benutzten Quelle Primatus-Nangis die gereimte Branche de royaus lignages[3]; doch bietet dieselbe eine Reihe freilich meist fragwürdiger Einzelheiten, die nicht aus der hauptsächlich benutzten Vorlage stammen. Ich hebe von solchen hervor V. 11 075, dass in Konradin’s Schaar gewesen seien: „Bayviers Alemanz et Frisons“, V. 11 080 die Schätzung von Konradin’s Heer auf 30 000 Streiter, V. 11 097 die Aufzählung von „François, Chartains et ceus du Mainne“, V. 11 102 ff. wo ausser Erard de Valery noch genannt werden de Bauçoi Gui et Hui Nanteuil, de Monthégni Guillaumes und bemerkt wird: „plus de C à cheval estoient, qui tuit d’outremer retournoient“. V. 11 124 wird Karl’s Heer auf nicht mehr als 10 000 Mann angeschlagen. Die Verse 11 135 ff. lassen Konradin mit seiner Schaar das Wasser durchfurthen, Heinrich mit den Spaniern aber über die Brücke vorgehen[4], nachdem die erste Schaar Karl’s in die Flucht geschlagen. V. 11 186 wird angegeben, dass der Infant Heinrich die Fliehenden: „plus de II granz lieues les chace“.

  1. S. Brosien, N. Archiv IV, 426 ff.
  2. Mon. Germ. SS. XXVI, 415. Bouquet XXI, 173.
  3. Bouquet XXII, 199 ff.
  4. Vielleicht hat der Autor der Branches in dieser ganz singulären Angabe auch militärischen Bedenken in seiner Weise sehr ungeschickt Rechnung getragen, die sich ihm aufdrängten, als er in seiner Quelle fand, dass Heinrich das erste Treffen auf Seite Konradin’s geführt und zugleich die Umgehung bewerkstelligt habe.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_288.jpg&oldid=- (Version vom 12.10.2022)