Seite:De DZfG 1890 04 285.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ihm benutzten Bericht hat Primatus aber mancherlei andere ihm gewordene Nachrichten verwebt, nicht immer geschickt, und mehrfach nicht zum Vortheil der Deutlichkeit seiner Schilderung. Ausserdem aber legt sich Primatus sichtlich in bewusster Absichtlichkeit die Dinge zurecht.

Primatus beginnt seine Darstellung mit dem Irrthum, dass Karl von Anjou auf die Nachricht, seine Gegner seien in Apulien eingedrungen, die Belagerung von Luceria aufgegeben habe[1]. Den Gewaltmarsch, der Karl „à l’eure de queuvrefeu“ in die Nähe des Feindes brachte, hat er nicht, wie Primatus angibt, von Luceria aus, sondern, wie des Königs Siegesbericht lehrt, von Ovindoli aus angetreten. Ganz unrichtig ist weiter die folgende Angabe, dass erst am nächsten Morgen, „quant la nuit fu passee et les tenebres s’en furent fuïes, que le ciel esclarci par l’estoille portant lumiere de laquelle les rais chacierent les nublesces des vallees, adonc congnurent bien les uns les autres, quer l’un host n’estoit pas loing de l’autre fors par tel espace comme nous avon dit. Et donc furent les anemis ferus de grant esbahisson et se mervelloient de ce que le roy, que il cuidoient encore estre loing, estoit ja si hardiement et si hastivement vole illec pres de leur tentes“. Auch in diesem Punkt wird Primatus wieder durch des Königs Brief über die Schlacht berichtigt. Damit ergibt sich von selbst auch die Unrichtigkeit der weiteren Ausführung des Primatus, dass Karl und seine Ritter sich in Unkenntniss der drohenden Nähe des feindlichen Heeres der Ruhe hingegeben hätten. Sehr wenig begründet erscheint nach des Primatus eigener Darstellung das dem König wegen seiner Ruhe überreich gespendete Lob und der Vergleich Karl’s mit Alexander dem Grossen und Judas Makabäus. Dem ganzen Gerede könnte nur insofern vielleicht etwas Thatsächliches zu Grunde liegen, dass nämlich die Franzosen, nachdem am Abend vorher die durch das Eintreffen des Französischen Heeres alarmirten Gegner aus ihrem Lager in Schlachtordnung ausgerückt, dann aber wieder in dasselbe zurückgekehrt waren, auch am nächsten Morgen vielleicht noch keine Schlacht erwartet haben könnten.

Den gewichtigsten Bedenken unterliegen weiter die Angaben

  1. S. dagegen Ficker a. a. O. S. 531 (Separatabdr. S. 19).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_285.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2022)