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Bahn, die man damit betreten hatte, ein Einhalten kaum noch möglich war, dass jedes angeblich zur Sicherung Frankreichs verübte Zerstörungswerk alsbald neue Thaten gleicher Art als Folge nach sich zog. Seit Männer wie Montclar und Tessé für das in Heidelberg Versäumte so hart getadelt und unter der Hand in ehrenrühriger Weise verdächtigt waren[1], war an einen ernsten Widerstand gegen die von Louvois beliebte Kriegführung nicht mehr zu denken. Auch Duras und Chamlay gingen nun rückhaltlos auf dieselbe ein. So lenken sie die Aufmerksamkeit des Ministers auf Bingen, von wo aus nach Chamlay’s Ansicht die Kaiserlichen sowohl Mainz wie die Pfalz bedrohen und die Verbindung zwischen Montroyal und Saarburg abschneiden konnten[2]. Duras eilte, seine frühere Unentschiedenheit und Weichherzigkeit vergessen zu machen, indem er das feste Schloss von Bingen unterminiren[3] und in die Luft sprengen, die Stadt aber am 4. Juni niederbrennen liess[4], noch ehe der Befehl dazu aus Versailles eingetroffen war[5]. Chamlay aber fand sich Ende Mai, in den Tagen wo Speier, Worms und Oppenheim ihrem Verhängniss verfallen sollten, zu einem Hinweis auf die Gefahren veranlasst, welche die dem Rhein unmittelbar benachbarten Dörfer den Franzosen bereiten könnten: wären sie doch mit ihren dicht gedrängt liegenden Häusern wie kleine Städte und könnten, von den Kaiserlichen besetzt, daher auch ganz wie solche wirken. Es sei desshalb nöthig, von Philippsburg bis Oppenheim alle bis auf eine Viertelmeile dem Rhein benachbarten Dörfer zu zerstören, um dem Feinde die Festsetzung darin und die Herstellung eines Rheinübergangs unmöglich zu machen[6]. Von Oppenheim stromabwärts bis Mainz hielt er eine solche Massregel für überflüssig mit Rücksicht auf die anders geartete Beschaffenheit der Rheinebene. Als aber Duras in der Folge das hart belagerte Mainz zu entsetzen versuchte, da sengte und brannte er auch in der

  1. S. oben S. 268.
  2. Chamlay an Louvois d. 28. Mai. Lettr. mil. VI S. 34–35.
  3. Duras an Louvois. Ebendas. S. 39.
  4. Rousset IV S. 182. Lettr. mil. VI S. 58.
  5. Bericht Duras’ an Louvois vom 5. Juni. Lettr. mil. VI S. 153: – – j’avois prévenu les ordres de S. Maj. à l’égard de Bingen, lorsque j’ai jugé à propos de la détruire.
  6. Lettr. mil. VI S. 34–35.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_273.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)