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sammt den Mühlen wurden Opfer der Flammen[1]. Jedenfalls entsprach das Verfahren der Franzosen, wenn es auch nicht den gewünschten Erfolg hatte, genau den bereits im November 1688 entwickelten Absichten Louvois’; die Rathschläge Chamlay’s, der bloss berechtigte militärische Gesichtspunkte im Auge hatte, sind nicht weiter beachtet worden.

Auch für das Schreckliche, was weiterhin in den Rheinlanden geschah, führen die Angaben der nächstbetheiligten Personen immer wieder auf Louvois als Urheber, Anstifter und Leiter. Sein Programm ist es, nach dem verfahren, sein System, das durchgeführt wird, dem sich auch Chamlay, der erst anders geraten hatte, schliesslich natürlich anpassen muss. Besonders das Schicksal von Speier und von Worms lehrt das recht deutlich.

Speier hatte Chamlay in seiner Denkschrift vom 27. October 1688 unter den Plätzen genannt, die er durch theilweise Niederlegung ihrer Werke entfestigen, aber doch noch als Winterquartiere für die Franzosen brauchbar erhalten sehen wollte. Worms rieth er damals sogar als Festung zu belassen, da er einer solchen auf der langen Strecke von Philippsburg bis Mainz nicht entrathen zu können meinte[2].

Es scheint nun noch im Frühjahr 1689 die Absicht bestanden zu haben, in diesen beiden Punkten nach Chamlay’s Vorschlag zu verfahren. Ein Befehl zur Niederbrennung der beiden alten Bischofstädte kann wenigstens kaum gegeben worden sein, wenn Duras am 2. April an Louvois die Meldung abgehen liess, er habe Montclar angewiesen, 800 Mann mit der nöthigen Munition nach Worms zu werfen und Hafer und andere Fouragevorräthe in Speier aufzuhäufen[3]. In Betreff Speiers freilich scheint ein Zweifel nicht ausgeschlossen. Wenn man nämlich hört, wie Montclar die Unvollständigkeit der Zerstörung Heidelbergs damit entschuldigt, dass eine so grosse Stadt, in der nicht einmal Fourage lagerte, nicht so leicht niederzubrennen sei[4], so könnte man diesen Theil des von Duras an Montclar gegebenen Befehls fast dahin deuten, es habe durch die Anhäufung von Vorräthen

  1. de la Grange an Louvois d. 17. März. Lettr. mil. V S. 308–9.
  2. S. oben S. 255.
  3. Lettr. mil. V S. 358.
  4. Ebendas. S. 323: une grande ville comme Heidelberg, où il y avoit aucuns fourages, ne peut être brûlée dans si peu de temps.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_270.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)