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nichts mehr übrig geblieben war. In der Pfalz z. B. hatten nach dem Zeugniss eines Französischen Oberofficiers selbst die Soldaten im Winter den Einwohnern so viel Geld abgepresst, dass dieselben, als man im Frühjahr 1689 Contributionen von ihnen verlangte, nichts mehr hatten, um zu zahlen, und da sie die drohende Execution nicht ertragen konnten, so machten sie sich einfach auf und wanderten von Haus und Hof. In Bezug auf die Naturalien machten es die Franzosen nicht anders[1]. So kann es denn nicht Wunder nehmen, wenn sie in den von ihnen besetzten Gebieten bald nichts mehr vorfanden: auch mit Sengen und Brennen war den völlig ruinirten Einwohnern nichts mehr abzupressen: die Contributionen brachten nichts mehr ein, ein längerer Aufenthalt in solchen Gegenden lohnte nicht mehr. Demgemäss begann um Mitte December 1688 der Rückzug der weit nach Deutschland hinein vorgeschobenen Abtheilungen in der Richtung auf den Rhein.

Montclar, der von Heilbronn aus in Würtemberg brandschatzte[2], erhielt durch Louvois den Befehl, seine zerstreuten Truppen in der Richtung auf Pforzheim, Heidelberg und Mannheim zurückzuführen[3], vor dem Abzuge aber sollte er in Heilbronn Mauern und Thürme sprengen und den Einwohnern durch Bedrohung mit Plünderung und totaler Zerstörung möglichst viel Geld abpressen. Stuttgart, Esslingen und Tübingen war das gleiche Schicksal zugedacht[4]; überhaupt wies ihn Louvois an, alle Orte am oberen sowie am unteren Neckar, die er räumte, zu verwüsten, damit die Feinde dort weder Fourage noch Lebensmittel fänden und gar nicht in die Versuchung kämen, sich denselben zu nähern[5]. Der Rückzug aber ging nicht so glatt von statten, wie die Franzosen erwartet hatten: von den inzwischen herangekommenen Deutschen beunruhigte ihn die Reiterei vielfach; das Landvolk, dadurch vollends ermuthigt, griff zu den Waffen und suchte in wilder Erbitterung an seinen Peinigern Vergeltung zu üben, und mancher kleine Trupp mag unter den Streichen der wüthenden

  1. Mr. de la Goupillière an Louvois 6. April 1689. Lettr. mil. V, 190.
  2. Theatr. Europ. XIII S. 357. 710 ff.
  3. Rousset IV S. 165. Mém. de Lafayette S. 62. Theatr. Europ. XIII S. 359.
  4. Ebendas. S. 164. Dangeau II S. 297.
  5. Ebendas. S. 165.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_265.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)