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solche Executionen ein förmliches System zurechtgemacht[1]. Viel willkürlicher noch ist es, wenn Rousset weiterhin gar eine spätere briefliche Aeusserung Chamlay’s, welche es als wünschenswerth bezeichnet, dass das den Franzosen so unbequeme Trier nicht an der Stelle stünde, wo es sich nun einmal befindet, zugleich aber den Gedanken an die Zerstörung einer so alten und wichtigen Stadt als ein schreckliches Aergerniss mit Entrüstung zurückweist, als Ausgangspunkt benutzt, um auch für den nachmals erörterten, aber nicht zur Ausführung gekommenen Plan einer Niederbrennung von Trier Chamlay als den eigentlichen Urheber in Anspruch zu nehmen, indem er es dadurch wahrscheinlicher zu machen meint, dass ein solcher Mann auch Mannheims Verhängniss veranlasst habe.

Allerdings scheint es, als ob bei Beginn des Feldzugs von 1688 eine Kriegsführung, wie sie alsbald beliebt wurde, auch noch nicht in Louvois’ Absicht gelegen habe. Denn noch am 27. September, als Philippsburg eben cernirt wurde, spricht dieser gegenüber Duras brieflich von der Wichtigkeit einer baldigen Besetzung von Mannheim und Heidelberg: die Truppen, welche dort bleiben sollten, könnten zusammen mit den Besatzungen von Speier, Landau und Philippsburg das Land bis zum Main in die Gewalt der Franzosen bringen und durch Contributionen ausbeuten[2]. Chamlay dachte in dieser Hinsicht anders, insofern als er von Anfang an für die Entfestigung Mannheims eintrat und zwar diese sofort und viel gründlicher als die der anderen Städte durchgeführt sehen wollte.

Kaum war nun Philippsburg gefallen, als Montclar von dort nach Mannheim abging. Schon am 1. November wurden der Belagerungspark, die Pontons u. s. w. den Rhein hinabgeführt[3]. Am 2. November erschien die Französische Reiterei. Als Duras am 4. November vor der Kurpfälzer Residenz ankam, waren die Brücken über Rhein und Neckar bereits fertig. Die Redoute auf dem rechten Neckarufer hatten die Vertheidiger geräumt; sie befand sich in der Hand der Franzosen[4]. Um die

  1. Rousset IV S. 175: Chamlay qui n’avait d’abord proposé que timidement et par exception la ruine totale de Mannheim, s’était aguerri contre l’odieux de ces exécutions et s’en était bientôt fait tout un système.
  2. Lettr. mil. V S. 15, vgl. oben S. 252.
  3. Lettr. mil. V S. 131.
  4. Ebend. S. 134.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_260.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)