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Rhein noch beikommen wolle (entamer), sei ihm unerfindlich. Befehligte er die königliche Armee in Deutschland, so wollte er mit seinem Kopfe dafür einstehen, dass der Feind ebenso wenig irgend etwas zu unternehmen noch auch nur auf Sehweite sich von seinem Gebiet zu entfernen sollte wagen dürfen, da er dieses alsbald schutzlos der Verwüstung preisgegeben sehen würde. Die Kaiserlichen würden zu einem ruhm- und erfolglosen Feldzuge verurtheilt sein: denn was sollten sie eigentlich angreifen, wenn alle die Städte, die man nicht vertheidigen wollte, entfestigt, dagegen Landau, Philippsburg, Hüningen, Belfort und Montroyal in Waffenplätze ersten Ranges verwandelt wären? Auch in Betreff der weiter zurückliegenden Französischen Festungen, wie Luxemburgs und derjenigen in Lothringen und im Elsass würde man dann ebenso ruhig sein können, wie man um der bisherigen Nachbarschaft willen im letzten Kriege um sie hätte besorgt sein müssen.

Von der schweren Anklage, für die Rousset durch eine gewisse künstliche Gruppirung der brieflichen Aeusserungen und eine nicht ganz natürliche üble Deutung der gebrauchten Wendungen aus diesen Bemerkungen Chamlay’s Beweise erbracht zu haben glaubt, wird ein unbefangener Leser, der die Worte ohne Voreingenommenheit in ihrem gewöhnlichen Sinne nimmt, darin nichts zu finden vermögen. Dass Chamlay, obgleich seine Worte das nicht aussprechen, nicht bloss die Entfestigung der besprochenen Städte gewollt, sondern ihre Zerstörung im Auge gehabt und in verhüllten, aber wohl verständlichen Worten Louvois empfohlen habe, meint Rousset desshalb behaupten zu können, weil Chamlay wenigstens in Bezug auf eine Stadt sich mit rückhaltloser Offenheit ausgesprochen und deren Zerstörung ganz entschieden gefordert haben soll.

In demselben Briefe an Louvois vom 27. October findet sich zwischen dem Abschnitt, der die festen Plätze am Oberrhein behandelt, und dem, der die Zukunft von Heilbronn, Heidelberg und Pforzheim erwägt, eine längere Bemerkung über das Schicksal von Mannheim. Chamlay sagt, er wage einen Vorschlag zu machen, der vielleicht nicht so ganz nach des Ministers Geschmack wäre: für seine Person „dès le lendemain de la prise de Mannheim je mettrais les couteaux dedans et ferois passer la charrue dessus.“ Denn dieser Platz tauge nichts, selbst Contributionen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_257.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)