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Louvois und die Verwüstung der Pfalz 1688–89.
Von
Hans Prutz.


I.

Einstimmig ist die Nachwelt in der Verurtheilung der barbarischen Verwüstungen, mit der vor nunmehr zweihundert Jahren die Heere Ludwig’s XIV. einen grossen Theil des südwestlichen Deutschland heimsuchten und namentlich die blühenden Gefilde der Pfalz vernichtend trafen. Auch die Franzosen wenden sich mit Abscheu von Thaten ab, die ihre Vorfahren mit Hunnen und Mongolen auf eine Stufe stellten und als würdige Genossen der Türkischen Horden erscheinen liessen, mögen auch manche von ihnen geneigt sein, darin den entschuldbaren Ausbruch eines übertriebenen oder missverstandenen Patriotismus zu sehen[1].

Zu der Zeit freilich, als diese Mordbrennerei grössten Stils für einen beträchtlichen Theil des Französischen Heeres Monate lang die vornehmste Beschäftigung ausmachte, hat man in Frankreich kaum ernstlich Anstoss daran genommen, höchstens dass weichere Gemüther die harte Nothwendigkeit beklagten, durch derartige Massnahmen für die Sicherheit Frankreichs sorgen zu müssen. Im Allgemeinen aber sah man in jenem entsetzlichen Zerstörungswerk nur eine Consequenz des einmal ausgebrochenen Krieges[2], über die zu klagen insbesondere die Deutschen kein

  1. Rousset, Histoire de Louvois IV (1863) S. 159: le patriotisme français détestera plus encore d’avoir été par eux si malheureusement compris et compromis.
  2. Madame de Sévigné, Lettres IX S. 20, schreibt d. 13. April 1689 unter anderen Neuigkeiten ganz kühl: On ruine tout le pays qu’on ne peut pas garder aux environs du Rhin.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_239.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)