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fusst, abgesehen von dem historischen Theile, auf persönlichen Eindrücken and Erkundigungen, die Verf. auf seinen Reisen in der Peloponnes von 1887–1889 gewonnen hat. Was den historischen Theil anlangt, so hätte er doch auch die neueren Arbeiten über die Slavenfrage, die sich zum grössten Theile bei Gregorovius I, 112 ff. und 148 ff. citirt finden, in Betracht ziehen sollen und in Bezug auf die Albanesen die trefflichen Studien des Grazer Professors G. Meyer. Die Hopf’sche Annahme von der Entstehung der Namen Navarino und Morea ist veraltet, theilweise auch widerlegt; das Nähere bei Gregorovius I, 309. II, 201. Der 2. Theil behandelt „die heutigen ethnographischen Verhältnisse des Peloponnes“. Am interessantesten ist darin die Ansicht über die Herkunft der Tzakonen, gelöst ist aber auch hier das vielumstrittene Problem noch nicht. Der Schlusssatz der Arbeit wird bei den Griechen, die sich bekanntlich nur höchst ungern „Neugriechen“ nennen lassen, böses Blut machen, wenn sein Inhalt auch wahr ist: „Die heutigen Peloponnesier sind also weit davon entfernt, rein Griechischen Stammes zu sein, sondern sie sind als ein fast völlig Hellenisirtes Mischvolk zu bezeichnen.“ Ob die sauber ausgearbeitete Karte, die eine instructive Zugabe bildet, ihnen auch nicht gefallen wird?

In das Bereich der Byzant. Geschichte möchte ich auch noch die Geschichte der Griech. Colonie in Corsica[1] von N. Phardys mitrechnen. Wir erfahren durch dieselbe, dass im Jahre 1675 sechs- bis siebenhundert Mainoten nach Genua auswanderten, um den Quälereien der Türkischen Gewaltherrschaft zu entfliehen. Die Republik Genua gewährte ihnen auf der Insel Corsica Aufnahme, woselbst sie sich nördlich von Ajaccio ansiedelten und die Stadt Cargere gründeten. Angeblich stammen aus diesen versprengten Griechen die Bonapartes. Ob diese Angabe haltbar, vermag Ref. nicht zu beurtheilen.

Plauen i. V. Juni 1890.

W. Fischer.     



  1. Ἱστορία τῆς ἐν Κορσικῇ ἑλληνικῆς ἀποικίας. 1889
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_219.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)