Seite:De DZfG 1890 04 209.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

haben, und zwar die ersteren in treuester Wiedergabe, die Ravennatischen Annalen aber selbst als Quelle Annalen von Konstantinopel benutzen, welche vom Jahre 419 ab von der letzteren Gruppe ohne die Ravennatische Fortsetzung selbst ausgeschrieben werden. Diese verloren gegangene Chronik werde am reinsten von Idacius repräsentirt, der für die Jahre 324–389 geradezu eine Abschrift derselben und zwar in einer kürzeren ursprünglichsten Redaction darbiete. Von 276–305 fusse Idacius auf occidentalischen Quellen, die nicht immer chronologisch richtig seien, während das chronicon Paschale da, wo es den Annalen von Constantinopel nicht folge, fast nur phantastische Erfindungen enthalte. – In einem Aufsatze[1]: Claudian und die Ereignisse der Jahre 395–8 betrachtet J. Koch diejenigen Gedichte Claudian’s, welche in den genannten Zeitraum fallen, hinsichtlich ihrer Datirung in vielfacher Polemik gegen Jeep, Keller und Birt. Für die Geschichte Ostroms sind in demselben folgende Ausführungen beachtenswerth. Erstlich sollen die beiden Bücher in Rufinum im Jahre 396, die praefatio zu denselben aber erst 397 nach der Rückkehr Stilicho’s vom Pholoesiege verfasst worden sein. Die Ermordung Lucian’s durch Rufinus in Antiochia sodann, die bisher von den Geschichtsforschern, Gibbon ausgenommen, für wenig glaubwürdig galt, ist nach Koch eine historische Thatsache. Endlich finden sich höchst beachtenswerthe Bemerkungen über den Gotheneinfall und den ersten Zug Stilicho’s 395 vor, sowie über den zweiten Zug desselben nach der Peloponnes, der in das Jahr 397 zu setzen sei. – Neue Untersuchungen zur Geschichte der Westgothen, die ja so vielfach in die Byzantin. Geschichte eingreift, veröffentlicht Chr. Stephan[2]. Für uns kommen in Betracht die Capitel VI–VII (379–82). Verf. kennt nicht A. Güldenpenning und J. Ifland, K. Theodosius d. Gr. (Halle 1878), woraus er manche schätzenswerthe Bemerkungen hätte entnehmen können.

J. v. Pflugk-Harttung in einem Aufsatze über Belisar’s Vandalenkrieg[3] schreibt den Untergang des Vandalerreiches (so schreibe ich in Uebereinstimmung mit von Löher, der seiner Zeit diese Schreibung mit guten Gründen vertheidigt hat) der geringen Zahl der Vandaler zu, dem religiösen Unterschiede zwischen Herrschern und Beherrschten (wobei er ausdrücklich hervorhebt, dass die Verfolgungen Andersgläubiger schon desswegen nicht so schlimm gewesen sein können, weil sich beim Einbruch der Byzantiner die Römischen

  1. Rhein. Mus. f. Philol. N. F. 34, 4 p. 575–612.
  2. Chr. Stephan, Krit. Untersuchungen z. G. d. Westgothen, 372–400. (JB d. Gymn. zu Salzburg 1889.)
  3. HZ 61, 69–97.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_209.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)