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bescheidener Bericht über Willis’ 1844 begonnenes Lebenswerk, das Hrsg. vielfach erst ausarbeitete, und zur Gegenwart fortführte. Sorgfalt des Ortsforschers, technische Kunde des Mechanikers, Künstlerauge, Sammelfleiss und echt historisches Gefühl für das Wichtige zeichnen W.’s Leistung weit vor ähnlichen Arbeiten aus und machen sie zu einer Fundgrabe nicht bloss für jene Universität und die Kunst, sondern auch für Gelehrsamkeit, Erziehung, Wirthschaft und Biographie Englands seit dem 13. Jh. [Festländisches ist selten verglichen]. Die Geschichte jeder Anstalt und Oertlichkeit, auch bevor sie Studienzwecken diente, so z. B. die des Vornormannischen Benedikti-Thurms, ferner die Art ihrer Erwerbung für ein Stift wird durchgegangen, und die Wurzel aufgesucht, im akademischen Leben oder in Oxford’s Vorbilde, zu jedem Stück der Architektur; letztere umfasst innere Ausstattung und gärtnerische Umgebung. Möglichst ist aus Urkunden geschöpft und manche zuerst abgedruckt (die früheste ist von 1268); Angaben über Collectaneen und Stiftsarchive und reichste Bibliographie verpflichten den Forscher auch auf Nachbargebieten zu Dank. Die Darstellung ist knapp und einfach, doch keineswegs ermüdend, Inhalt und Abbildungen sind ausführlich verzeichnet, viele Zeittafeln beigegeben, ein Index und ein für alte Kunstausdrücke wichtiges Glossar angehängt. Die Anordnung ist musterhaft durchsichtig. Band I, II und der Anfang von III entwickeln die Bauten erst der Stifter, dann der Universität, je für sich; der Schluss fasst „die Bestandtheile der Collegiums-Anlage“ in ein System zusammen; eine allgemeine Einleitung überblickt die Gesch. der Burg und der Stadt seit der Römerzeit, der Orden und der Universität nach Zeitfolge. Aus Anfang und Schluss, die fleissig auf die im Hauptkörper des Werkes aufgehäufte Masse des Einzelnen verweisen, hier nur einige Proben: Seit dem 13. Jh. wohnen die Studenten in unabhängigen Hospizen; man kennt deren im ganzen 27, aber keine Baureste, nur einige Maasse: manches deckte 15 000 □ Fuss; im 15. Jh. werden sie durch die Collegien erworben. Collegium heisst, zuerst 1324 nachweisbar, eine Studenten-Genossenschaft, erst später ihr Haus, das man im 14. Jh. Aula oder Domus nannte. Domus S. Petri von 1284, ist unter Cambridge’s Collegien das älteste; es ahmt Oxford’s Merton nach. Eine zweite Stiftung folgte 1324, in den drei Menschenaltern vor 1437 keine; bald darauf gründete Heinrich VI. Eton, welchem Gymnasium er, nach Wykeham’s Vorgang, King’s College anschloss; beider Bau ward mehrfach durch Planerweiterung unterbrochen. Bis 1475 waren 13 Collegien gestiftet, die, nur einige zusammengelegt und umgetauft, noch bestehen (1497 bis 1800 kamen 7 hinzu); die Gründer waren meist hohe Beamte, Geistliche, Adliche; Corpus Christi stifteten 1352 zwei vereinte religiöse Gilden. Die Mönche bevorzugten stets Oxford; als Benedict XII. den alten Orden befahl, die Universitäten zu beschicken, erstand in Cambridge 1340 nur vorübergehend ein Benedictiner-Hospiz für Ely, ein dauerndes für ganz England erst 1428. Was am heutigen College so klösterlich ausschaut, ist keineswegs ursprünglich und nicht Mönchischem nachgebildet. Anfangs war der Collegebau vielmehr, wie jedes andere Wohnhaus, einfachst, unregelmässig, mannigfach verschieden; nie hatte er, wie das Kloster, ein gemeinsames Dormitorium; seine Einzelhäuser lagen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_179.jpg&oldid=- (Version vom 8.12.2022)