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hier des Minoriten Nicolaus, bisher nur theilweise und anonym bekannte, 145 Anglofranz. Metaphorae, d. i. moralisirende Geschichten und religiöse Gedichte. Verf. schrieb bald nach 1300. Er kannte Nord-England und Engl. Landleben, so des Bauern Klagen über den Gutsvogt. Er benutzte Jacob von Vitry und die für Predigtexempla oft gebrauchten Engländer Odo von Cherington und Bartholomeus, De proprietatibus rerum. Hrsg. verfolgt die einzelnen Erzählungen durch die Literatur-G. des MA. Das Buch bezeichnet gut die damalige Volkspredigt. Einige Gedichte geisseln die Weiber; sie dienen der Sittengesch. SatR zieht eine Stelle über Wucher aus, der nicht mehr verachtet werde. Meyer’s Einleitung skizzirt die G. der Anglonorm. Sprache. Vgl. B. Hauréau, Jl. sav. Févr. ’90 und über ein anderes Handbuch zum Predigtzweck von Johann v. Wales u. Thomas von Irland dens., Mss. d’Auxerre, eb. ’89, 366. – Breviarium ecclesiae Sarum, iuxta ed. Paris 1531, lab. Fr. Procter et Chr. Wordsworth, Acad. Cantabrig. 1879–86. 3 Bde. Der alte Druck ist vermehrt mit reichen Indices, z. B. der Hymnen, deren Verfasser z. Th. angegeben werden [ob „Ut queant“ von Paul Diac., ist fraglich; Dümmler, Poetae Carol. I, 83], und der Heiligen. Viele theilweise ungedruckte Denkmäler von deren Verehrung sind verzeichnet, die Uebertragung des Burgunders Hugo von Lincoln wird gedruckt [zu Basler Hss. über ihn vgl. Mon. Germ. 27, 3165]. Auch andere Diöcesen Englands sind dabei berücksichtigt. Eine Entwicklung dieses letzten Ausläufers ma.licher Liturgie oder seine kritische Vergleichung mit dem Katholicismus anderer Länder ist jedoch nicht versucht; W. C. Bishop’s kurze Einleitung behandelt nur den Bau des Breviers. Von höchstem Werth für Gesch. des Buchdrucks, theilweise auch der Engl. Reformation, ist die Bibliographie von H. Bradshaw (vgl. oben II, 501). – L. Brueyre, La littér. anglaise et les traditions populaires (R. des trad. pop. II, 32; 74) bespricht (z. Th. nach dem Folk-lore Journal und seltenen Quellen) die Engl. Wissenschaft von mündlich im Volk überlieferter Literatur und im besonderen die Beeinflussung Engl. Poesie durch Märchen von Feen und mythischen Gestalten, die sich in Sagenkreisen nicht bloss der Arier wiederfinden. Wo an Zustände des MA. angeknüpft wird (Robin Hood), finde ich nichts Neues. – M. Jacoby, Vier Mittelengl. geistl. Gedichte aus dem 13. Jahrh. (Berl. Diss. ’90). Verf. erläutert sie sprachlich und gibt sie nach Zupitza’s Abschrift der Hs. Brit. Mus. Arundel 248 heraus. Den episch-didakt. Inhalt, Mariä Verkündigung und Leiden, entnahm der Uebersetzer Latein. Gedichten; Eines davon ist bekannt und hier abgedruckt. – O. Knörk, Untersuchungen über die Mittelengl. Magdalenenlegende des Ms. Laud 108, Berl. Diss. ’89. Die Entstehung der Legende, auch ihr Vorkommen in sonstiger Mittelengl. Literatur, wird entwickelt. Das um 1285 geschriebene Ms. Laud, dessen Dichter nicht viel früher im sö. Mittellande lebte, steht der Legenda aurea des Jacob a Voragine am nächsten, stammt aber doch nicht allein daher. – E. Krahl, Untersuchungen über vier Versionen der Mittelengl. Margaretenlegende, Berl. Diss. ’89. Unter den zahlreichen Engl. Behandlungen der Margarete betrachtet Verf. vier, die um 1170, 1270, 1330, 1430 entstanden. Die drei ersten haben zur Quelle die Latein.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_161.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2022)